Der Chemiekonzern Lanxess hält trotz der aktuell absehbaren Folgen des Ukraine-Krieges und der massiven Corona-Lockdowns in China an seinem Jahresziel fest.
Mögliche weitere Auswirkungen des Kriegs sowie das Microbial-Control-Geschäft, das Lanxess aktuell vom US-Duftstoff-und Aromenhersteller IFF übernimmt, werden im Ausblick aber nicht berücksichtigt.
Der Milliarden-Deal, mit dem die Kölner ihr Geschäft rund um Materialschutz- und Konservierungsmittel stärken wollen, soll nun im dritten Quartal abgeschlossen werden. Ursprünglich sollte es schon im zweiten Jahresviertel so weit sein.
2022 soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) damit weiter "deutlich über" dem Vorjahresniveau von 1,01 Milliarden Euro liegen, wie der MDax-Konzern am Donnerstag bei der Vorlage der endgültigen Zahlen für das erste Quartal mitteilte. Im zweiten Quartal peilt Lanxess einen bereinigten operativen Gewinn von 280 bis 350 Millionen Euro an, nach 277 Millionen vor einem Jahr. Laut Analyst Andrew Stott von der Schweizer Großbank UBS liegt der Ausblick in der Mitte der Spanne über der durchschnittlichen Markterwartung.
Die Aktie stieg am Donnerstagvormittag um eineinhalb Prozent auf 38,65 Euro. Damit setzte sie ihren jüngsten Erholungsversuch fort. Aktuell summieren sich die Verluste im laufenden Jahr noch auf fast 30 Prozent, nachdem sich der Kursrutsch mit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar beschleunigt hatte.
Wie bereits bekannt, stieg der Umsatz im ersten Quartal im Jahresvergleich um rund 44 Prozent auf gut 2,4 Milliarden Euro. Lanxess verweist neben Preiserhöhungen auch auf eine "gute Nachfrage aus der Bau-, Öl- und Gasindustrie sowie die anhaltende Erholung der Luftfahrtindustrie." Mit rund 31 Prozent resultierte der größte Teil des Umsatzanstiegs allerdings aus Preissteigerungen, hinzu kamen positive Effekte von Übernahmen und der Wechselkursentwicklung. Das Absatzwachstum trug lediglich gut ein Prozent bei. Der bereinigte operative Gewinn legte um fast ein Drittel auf 320 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieb mit 98 Millionen Euro über die Hälfte mehr hängen als vor einem Jahr.
Wie andere Unternehmen bereitet sich auch Lanxess auf ein mögliches Embargo russischen Erdgases vor. Ein Wegfall russischer Erdgaslieferungen würde laut Mitteilung vor allem die Standorte in Nordrhein-Westfalen betreffen. Mit Blick auf NRW könnte eine Produktionsverringerung in vier bis fünf von 53 Werken ausreichen, um die Folgen abzufedern. Lanxess schätzt den direkten negativen Effekt beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 80 bis 120 Millionen Euro, also grob gerundet etwa zehn Prozent des Wertes des Jahres 2021. Indirekte Effekte seien indes nicht quantifizierbar.