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Renault und Nissan zurrten künftiges Verhältnis fest

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Die Autobauer Renault und Nissan haben den über Monate ausgehandelten Deal zur künftigen Ausgestaltung ihrer Allianz unter Dach und Fach gebracht.

Die Gremien der beiden Konzerne gaben mit der Unterzeichnung am Montag in London grünes Licht für die Vereinbarung, die vor allem die Reduzierung der Kapitalbeteiligung der Franzosen an den Japanern vorsieht. Bereits Ende Jänner hatten sich die Konzerne auf die Grundzüge geeinigt.

So wird Renault seinen Anteil an Nissan von gut 43 auf 15 Prozent senken - so viel halten die Japaner auch an dem französischen Autobauer. Das Ungleichgewicht der Überkreuzbeteiligung war in den vergangenen Jahren Grund für Streit, vor allem der Skandal um Ex-Renault- und Nissan-Chef Carlos Ghosn sorgte für Ärger.

Nissan seinerseits beteiligt sich mit bis zu 15 Prozent an der geplanten Elektroautosparte Ampere von Renault. Auch Mitsubishi erwägt einen Einstieg bei Ampera, deren Börsengang Renault für die zweite Jahreshälfte anpeilt. Ergänzt würden diese Initiativen durch die technologische Zusammenarbeit bei Festkörperbatterien und Fahrerassistenzsystemen bis hin zum autonomen Fahren. Zugleich werden Nissan und Mitsubishi Kunden des Projekts mit dem Namen "Horse", in dem Renault Verbrennungsmotoren und Hybridantriebe künftig mit dem chinesischen Autobauer Geely entwickelt.

"Dieses weitreichende Programm ebnet den Weg für die Erneuerung und Stärkung dieser 24 Jahre alten Partnerschaft, schafft einen neuen Geist und nutzt die Technologien aller drei Allianz-Mitglieder", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die neue Partnerschaft werde zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten schaffen und die Effizienz jedes Unternehmens verbessern. Die Kostenvorteile werden auf eine Summe zwischen einigen hundert Millionen Euro binnen weniger Jahre und einigen Milliarden bis 2030 geschätzt.

"Ich denke, dass das, was wir vereinbart haben, eine viel bessere Aufstellung ist als in den vergangenen Jahren", sagte Renault-Chef Luca de Meo im Beisein der Chefs von Nissan, Makoto Uchida, und Mitsubishi, Takao Kato, sowie dem Verwaltungsratsvorsitzenden der Allianz, Jean-Dominique Senard, in London. "Wir haben jetzt ein neues Governance-System, das viel unkomplizierter ist, wir können jetzt wie ein normales Unternehmen operieren." Aus Sicht von Renault gehe es darum, strategische Agilität zurückzugewinnen, ohne die Vorteile der Allianz zu verlieren.

Im Zug der Einigung auf eine Überkreuzbeteiligung in jeweiliger Höhe senkt Renault seinen Anteil an Nissan von rund 43 Prozent und überträgt rund 28 Prozent auf einen Treuhänder. Renault werde die volle Flexibilität haben, die von dem Trust gehaltenen Nissan-Aktien in einem geregelten Verfahren zu verkaufen. Die Franzosen seien aber nicht dazu verpflichtet, dies innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu tun, hieß es in der Erklärung. Sollte Renault verkaufen wollen, habe Nissan ein Vorkaufsrecht.

Als Vorteile der Allianz hoben Analysten hervor, dass Nissan und Renault bei Forschung und Entwicklung zusammenarbeiten und sich die Kosten teilen könnten. Die neue Konstruktion erlaube es, dies "mit etwas weniger Groll und Bitterkeit zwischen ihnen" zu tun, sagte CLSA-Analyst Christopher Richter. Er wies daraufhin, dass Honda und General Motors eine Partnerschaft aufgebaut hätten, die die gemeinsame Entwicklung günstiger E-Autos beinhalte und ohne Kapitalbeteiligung auskomme.

Die Japaner hatten sich seit Jahren von den Franzosen dominiert gefühlt, da deren Anteil an Nissan mit 43 Prozent sehr viel höher war als die eigene Beteiligung von 15 Prozent an Renault. Außerdem konnte Nissan bisher keine Stimmrechte bei seinem französischen Partner ausüben. Das war mehrfach Anlass für Streit zwischen den beiden seit mehr als zwei Jahrzehnten verbunden Unternehmen. Die Allianz geht auf den langjährigen Konzernchef Carlos Ghosn zurück, der in allen drei Unternehmen die Fäden in der Hand hielt, bevor er nach Untreuevorwürfen vor einigen Jahren entlassen wurde.

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