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1.000 Italiener bei Milchbauern-Protest am Brenner

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Rund 1.000 Demonstranten aus allen Teilen Italiens sind zu der am Dienstag früh angelaufenen Protestaktion der Milchbauern am Brenner angereist. Fahnen, "Analyse- und Kontrolle"-Rufe, Kuhglocken und Traktoren dominierten das Bild am Parkplatz an der Staatsgrenze. Gefordert wurden Transparenz Kennzeichnung nicht-italienischer Waren. Auch der italienische Landwirtschaftsminister Zaia war gekommen.

"Jedes Jahr werden 21,3 Mrd. Kilo Milch über den Brenner nach Italien gebracht - und das ohne Kennzeichnung", schilderte Arianna Giuliodori vom Italienischen Landwirtschaftsverband "Coldiretti". Die Industrie verkaufe die Produkte dann als italienische, weshalb die Verbraucher die Herkunft nicht nachvollziehen können. Auf Plakaten forderten die Landwirte auf: "Verlange die Herkunftsbezeichnung auf Etiketten, um dich vor den Banditen zu verteidigen, die auf Kosten deiner Gesundheit spekulieren."

Zaia kritisierte auch die niedrigen Preise. Die Produktionskosten in Italien würden strenge Kontrollen beinhalten, weshalb beispielsweise Milch nicht so billig wie jene aus Bulgarien sein könne. "Für gute Produkte bekommen wir niedrigste Erzeugerpreise", beschwerte sich ein Viehhalter aus der Region Piemont.

Kennzeichnung von Rohstoffen

Kommende Woche wird im italienischen Ministerrat ein Dekret eingebracht, wo die Kennzeichnung von Rohstoffen verlangt werde, sagte der Landwirtschaftsminister und erntete Applaus. Gegen die weitere Einfuhr von ausländischen Produkte habe man nichts, wenn sie genau deklariert wären.

"Das Thema Milch darf nicht abreißen, die Problematik darf nicht unterschätzt werden", sagte der österreichische IG-Milch-Beirat (Interessengemeinschaft Rinder- und Grünlandbauern), Josef Niederstrasser. Die Milchbauern hätten ein "Recht auf Entlohnung", was ein Grundrecht sei. Ansonst gehe es in Richtung Sklaverei. Solidarisch mit den demonstrierenden Landwirten zeigte sich auch der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler, der auf den Brenner gekommen war.

Bei der Aktion wurden von Norden kommende Lkw und Lebensmitteltransporter aus dem Verkehr genommen und in einer abgegrenzten Schleuse vor den Augen der aufgebrachten Menge kontrolliert. Mehrere Kameras übertrugen die Überprüfung auf Videoleinwände, Hunderte von Bauern drängten sich um die Fahrzeuge aus teilweise den Osteuropäischen Ländern, Skandinavien und Deutschland. Die Aktion war vorerst bis Donnerstag (23. Juli) geplant.

Weitere Proteste geplant

Der Präsident des italienischen Landwirtschaftsverbands Coldiretti, Sergio Marini, hat den Milchbauern-Protest am Brenner begrüßt. "Heute hat am Brenner die erste wahre Reaktion zu den Diebstählen begonnen, denen unsere Milchprodukte unterzogen werden. Unsere Waren werden ihrer Identität und ihres Ansehens als 'Made in Italy'-Produkte beraubt. Produkte, die aus irgendwo in der Welt herkommen, werden als echte italienische Waren verkauft. Damit wird der Konsument verraten und man tötet zugleich auf systematische Weise unsere gesunde und qualitativreiche Landwirtschaft", sagte Marini.

Am Domplatz in Florenz versammelten sich rund 200 Milchbauern zu einem Sit In vor dem Sitz des Regionalrats. Sie verlangten Maßnahmen zum Schutz italienischer Milch. Am Mittwoch wollen 2.000 Milchbauern mit ihren Traktoren und Lkw den Hafen der Adria-Stadt Ravenna belagern.

Der Verband Coldiretti lobte die Initiative des italienischen Landwirtschaftsministers Luca Zaia, der nicht-konkurrenzfähige Milchproduzenten mit Anreizen anregen will, den Sektor zu verlassen. "Im EU-Raum gibt es 2 Mio. kleine Milchproduzenten mit weniger als 20 Kühen. Die Produktionskosten sind sehr hoch, während die Bauern 28 Cent für 1 l Milch bekommen. Dies erklärt den Rückgang in der Produktion und des Exports von Milch und Käseprodukten. Dieses Problem betrifft nicht nur Italien, sondern auch Österreich, Frankreich, Deutschland und die Niederlanden", erklärte Zaia.

Gegen die von der EU geplant Verlängerung der Stürzungskäufe für Magermilchpulver und Butter wehrt sich Italien heftig. "Bisher haben diese Stürzungskäufe keine Resultate ergeben. Trotz der hohen Kosten für die EU gibt es kaum konkrete Resultate", sagte Zaia. Dies sei vor allem in Italien klar, wo die Produktion von Butter und Milchpulver minimal sei. Der Minister erklärte, dass Italien den Kampf gegen die Stürzungskäufe fortsetzen werde und auch bereit sei, dagegen in Brüssel Veto einzulegen.

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