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Deutscher Einzelhandel mit starkem Minus

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Die deutschen Einzelhändler haben die Rezession 2009 mit den kräftigsten Umsatzeinbußen seit sieben Jahren bezahlt. Im vergangenen Jahr nahmen sie 2,5 bis 2,7 Prozent weniger ein als 2008, wie das Statistische Bundesamt auf Basis der bis November vorliegenden Daten schätzte. "Das ist der zweitstärkste Rückgang seit 1995", sagte ein Statistiker. Nur im Jahr der Euro-Einführung 2002 schränkten die Verbraucher ihre Ausgaben noch stärker ein. Verglichen mit anderen Branchen kam der Handel aber gut durch die Krise.

Dafür droht in diesem Jahr erneut ein Rückschlag - trotz Steuersenkungen für Millionen Arbeitnehmer. "2010 wird ein schwieriges Jahr für uns", sagte die Sprecherin des Einzelhandelsverbandes HDE, Ulrike Hörchens. "Wir werden noch immer unter den Folgen der Krise leiden, während es für andere Branchen schon wieder besser aussieht." Für viele Unternehmen sei das bitter, weil die Gewinnmargen ohnehin dünn seien.

Das Wohl und Wehe der Händler hängt vom Arbeitsmarkt ab. Und hier sind die Prognosen düster: Der Sachverständigenrat rechnet mit 500.000 Arbeitslosen mehr. "Auf einen Arbeitslosen kommen drei andere, die sich Sorgen um ihren Job machen", sagte der Experte der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), Wolfgang Adlwarth. "Wer um seinen Arbeitsplatz bangt, kauft weniger und billiger ein." Für Jänner prognostiziert das GfK den dritten Rückgang seines Konsumklima-Barometers in Folge, obwohl zu Jahresbeginn Steuersenkungen in Kraft traten und ein höheres Kindergeld ausgezahlt wird.

Auch an den Börsen wird über ein schwaches Abschneiden der großen Einzelhandelskonzerne spekuliert. Die Papiere des deutschen Branchenprimus Metro (Saturn, Media Markt) verloren mehr als vier Prozent. Die Praktiker-Aktien brachen sogar um sieben Prozent ein, nachdem die Baumarktkette im vierten Quartal einen zweistelligen Umsatzrückgang hinnehmen musste. "Es sieht insgesamt eher düster aus für den privaten Konsum", sagte Citigroup-Experte Jürgen Michels. Wegen geringer Lohnerhöhungen und anziehender Preise würden die Realeinkommen sinken. "Käufe werden auch deshalb nicht getätigt, weil sich viele Leute wegen der Abwrackprämie ein neues Auto gekauft und sich dafür verschuldet haben", sagte Michels.

Verbraucher halten sich merklich zurück

Am Jahresende hielten sich die Verbraucher bereits merklich zurück. Im November, in dem das Weihnachtsgeschäft startet, nahm der Einzelhandel 1,2 Prozent weniger ein als im Vormonat. Das war der stärkste Rückgang seit Jahresbeginn. Preisbereinigt betrug das Minus 1,1 Prozent. Von Reuters befragte Experten hatten dagegen mit einem leichten Plus gerechnet. "Der November war schwach, der Dezember aber etwas besser", sagte HDE-Sprecherin Hörchens.

Auch in der gesamten Euro-Zone war der Einzelhandelsumsatz um 1,2 Prozent zurückgegangen. Einzelne Konsumgüterhersteller sprachen dennoch von einem guten Weihnachtsgeschäft. Der japanische Sony-Konzern etwa sieht seine eigenen Erwartungen übertroffen, weil vor allem Flachbild-Fernseher, Digitalkameras und Blue-ray-Videospieler gefragt gewesen seien. Verlässliche Zahlen zum deutschen Weihnachtsgeschäft werden aber erst im Februar erwartet.

Von Jänner bis November hatten die Einzelhändler 2,6 Prozent weniger in den Kassen als ein Jahr zuvor. Waren- und Kaufhäuser erlitten mit 5,3 Prozent die stärksten Einbußen. Der Internet- und Versandhandel verlor 4,2 Prozent - vor allem wegen der Pleite des einst größten deutschen Versandhauses Quelle. Der Lebensmittelhandel büßte 2,0 Prozent ein, Supermärkte und Warenhäuser 1,9 Prozent. Gegen den Trend zog der Handel mit Kosmetik sowie pharmazeutischen und medizinischen Produkten um 2,3 Prozent an. Mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf wurden 0,3 Prozent mehr umgesetzt.

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