Entgeltliche Einschaltung

Oö. Molkerei-Ehe soll massive Synergien bringen

Teilen

Die oberösterreichischen Molkereigenossenschaften Berglandmilch und Landfrisch machen ihren Zusammenschluss nun amtlich. Nach drei Monaten "wilder Ehe" - das operative Geschäft wurde bereits mit Bekanntwerden der Fusion Anfang Juni zusammengelegt - soll in den nächsten Tagen die Eintragung der Unternehmenseinbringung ins Firmenbuch rückwirkend zum 1. Jänner erfolgen.

Das gaben Josef Braunshofer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Berglandmilch, sein neuer Kollege aus dem Landfrisch-Lager, Geschäftsführer Herbert Altendorfer, Obmann Anton Haimberger und Obmann-Stellvertreter Johann Schneeberger bekannt. Mit der Fusion steht die Berglandmilch-Genossenschaft im Eigentum von knapp 12.700 Milchbauern.

Jährlich werden nun 930 Mio. kg Rohmilch, mehr als ein Drittel der österreichischen Milchmenge, von 1.031 Mitarbeitern an 9 Produktionsstandorten verarbeitet. In den nächsten Monaten wird Österreichs größtes Molkereiunternehmen den Firmensitz von Pasching bei Linz nach Wels verlegen. Die Verwaltung wird auf die Standorte Wels und Aschbach aufgeteilt.

"Es wird eine Einmalzahlung an die Landfrisch-Bauern geben", sagte Braunshofer auf Journalistenanfrage. Genaue Angaben zur Summe machte er nicht, sie werde aber jedenfalls "nicht höher" als die im Bieterrennen von der Gmundner Molkerei gebotenen kolportierten vier bis 5 Mio. Euro sein, aufgeteilt nach Milchquote.

Konsolidiert mit der Übernahme der Landfrisch-Molkerei konnte die Berglandmilch 2008 einen Umsatz von 691,7 Mio. Euro erwirtschaften, nach 580,4 Mio. Euro 2007 (unkonsolidiert). Mit einem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 2,0 Mio. Euro schrieb die Berglandmilch laut Braunshofer "im Ergebnis eine schwarze Null", die auch dafür verwendet worden sei, den Milchpreisverfall bei den Bauern abzufedern.

"Zunächst keine Betriebsschließungen"

"Wir planen zunächst keine Betriebsschließungen", betonte er. Die Landfrisch-Butterproduktion in Rohrbach wird in ihrer jetzigen Form weitergeführt. Die Frischkäseproduktion in Wels, wo unter anderem Landfrischkäse und Rollino vom Band rollen, soll ausgebaut werden. Zudem ergäben sich nach dem Zusammenschluss "Synergien, die in die Millionenhöhe gehen", so Braunshofer.

"Schon im nächsten Jahr werden wir entsprechende Synergien heben." So sollen etwa die Milchsammellogistik neu organisiert, die Produktinnovation zusammengelegt sowie Verkauf und Marketing optimiert werden. Besonders am Herzen liegt Braunshofer dabei die Berglandmilch-Dachmarke Schärdinger, die für Gentechnikfreiheit, kontrollierte Tiergesundheit und garantierte österreichische Herkunft steht. "In diese Richtung wird es gehen." Starke regionale Marken wie Desserta sollen aber weitergeführt werden.

Besonders forcieren will die Genossenschaft Projekte für den Lebensmittelhandel wie "Zurück zum Ursprung" für den Diskonter Hofer und die Systemgastronomie wie etwa McDonald's, für den teils exklusiv Eiscreme und Milchshakes produziert werden. "Wir müssen Nischen finden und Spezialprodukte anbieten, die man nicht so leicht nachmachen kann, damit wir am Markt nicht so leicht austauschbar sind", gibt Braunshofer den Weg vor, mit dem die Ertragslage gesteigert werden soll.

Milchpreise "langfristig nicht zum Überleben"

Denn "die aktuellen Milchpreise sind für unsere Bauern langfristig nicht zum Überleben. Kurzfristig müssen sie durchtauchen", so Braunshofer. Zahlte die Berglandmilch ihren 39.287 Milchlieferanten im Vorjahr mit durchschnittlich 43,58 Cent je Kilo um 0,75 Cent mehr als im Österreich-Schnitt - den die "Molkerei-Leitkuh" mit 30 Prozent Marktanteil auch maßgeblich mitgestaltet - so bekamen die Bauern im ersten Halbjahr 2009 nur mehr 35,37 Cent je Kilo. Der Österreich-Schnitt lag in diesem Zeitraum bei 33,62 Cent.

Aktuell ortet Braunshofer eine "Bodenbildung" am Milchmarkt, vor allem dank Magermilch- und Butternotierungen, die wieder etwas fester seien. Das sei ein positives Zeichen für die Bauern, denen es derzeit wirklich nicht gut gehe, so Braunshofer. Eine Lösung des Milchpreisproblems könne jedenfalls nur auf europäischer Ebene funktionieren.

Dem Ruf nach Beibehalten der Milchquote, wonach verringertes Angebot den Preis stabilisiert, kann der Berglandmilch-Chef zwar nachvollziehen. Langfristig müsse man aber beim Konsumenten "oder besser gesagt bei der Konsumentin" ansetzen, die mit der Kaufentscheidung im Handel bestimmt, ob die Milch auch in Zukunft aus Österreich oder aus Billig-Produktionsländern komme.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.