Entgeltliche Einschaltung

Oö. Schulterschluss am Milchmarkt

Teilen

In Oberösterreich ist ein Schulterschluss von Landwirtschaftspolitik, Bauern und Molkereien erfolgt, um am schwierigen Milchmarkt besser abschneiden können. Das berichteten Agrarlandesrat Josef Stockinger (V), Landwirtschaftskammerpräsident Hannes Herndl, der Präsident der Vereinigung österreichischer Milcherzeuger und Generaldirektor der Gmundner Milch, Günther Geiselmayr, und Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer. Die Agrarpolitik der EU sei gefordert. Außerdem sollte den Konsumenten vermittelt werden, dass heimische Qualität einen Wert habe.

Stockinger wählte für die Beschreibung der aktuellen Situation die Bezeichnung "europäisches Milchdrama". Alle Beteiligten betonten, dass nicht die Anlieferung das Problem sei, diese liege im langjährigen Schnitt. Es gebe vielmehr ein Absatzproblem. Durch den Abbau der Vorräte sei es im Vorjahr zu einer Spekulationsblase mit einer Hochpreisphase gekommen. In der Folge habe die Lebensmittelindustrie Rezepturen auf billigere Pflanzenfette umgestellt. Allein in Europa seien 60.000 Tonnen Butter aus den Rezepturen genommen worden. Eis dürfe dann nicht mehr als "Eis-Creme" bezeichnet werden, aber als "Creme-Eis". Vom Konsumenten Gewohntes werde "still und heimlich" geändert. Stockinger übte in diesem Zusammenhang Kritik mit den Worten "Schindluder", "Taschenspielertricks" und "grenzwertiges Vorgehen". Zusätzlich sei in einigen Ländern beim Verkauf an die Endverbraucher die augenblickliche Wirtschaftskrise spürbar.

Herndl erklärte, die Milchbauern hätten durch die niedrigen Erzeugerpreise - die immerhin in Österreich noch besser als in anderen Ländern seien - keine Zukunftsperspektive. Er warnte davor, dass dann die heimische Produktion nicht mehr ausreichen könnte und Milch auf den Markt komme, die schon etwa 1.000 Kilometer "auf dem Buckel" habe. Die EU habe die Schleusen geöffnet, jetzt wisse sie nicht, wie sie den Boden wieder finden könne. Stockinger verlangte, die EU müsse den Schaden wieder gut machen, den sie durch eine falsche Agrarpolitik angerichtet habe. In der kommenden Sitzung des Oberösterreichischen Landtages soll in einem Initiativantrag die Landesregierung aufgefordert werden, unter anderem auf allen politischen Handlungsebenen Maßnahmen zur Stabilisierung der Agrar-Märkte einzufordern.

Geiselmayr stellte fest, Lebensmittel sollten als "Mittel zum Leben" nicht der vollen Liberalität ausgeliefert werden. Es sollte auch hier "Guidelines" geben, wie sie für den Finanzmarkt oder zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Energiebereiches gefordert wurden. Trotz aller Regelungen liege die Letztentscheidung bei den Konsumenten, erklärte Braunshofer. Den Käufern müsse vermittelt werden, dass in heimischen Produkten zu 100 Prozent Milch aus Österreich sei, Gentechnik frei und aus kontrollierter Tiergesundheit. Dem Konsumenten müsse es etwas wert sein, zu heimischer Qualität zu greifen und nicht zu den billigsten Produkten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.