Megabetrüger Bernard „Bernie“ Madoff wundert sich im ersten Knast-Interview, warum er so lange nicht erwischt wurde. Er zeigt auch Reue. Inzwischen wurde auch Madoffs Frau auf 45 Mio. Dollar verklagt.
Heftig sind Madoffs Vorwürfe gegen die US-Börsenaufsicht SEC: "Sie besuchten mich mehrmals in meinem Büro“, erzählt er in der ersten Stellungnahme abseits des Prozesses seit der Verhaftung am 11. Dezember 2008: "Jedes Mal dachte ich mir, jetzt erwischen sie mich, jetzt fliegt alles auf“. Der Interview-Coup gelang zwei Opferanwälten. Viereinhalb Stunden lang plauderte Madoff (71) „relaxed und überraschend offen“, so einer der Anwälte, Joseph Cotchett, in der Haftanstalt in Butner (US-Staat North Carolina).
Mit Kleingeld kauften Interviewer Essen
Dort dünstet Madoff, der im größten Anleger-Betrug aller Zeiten Tausende Klienten – Hollywoodstars, Banken aber auch Kleinanleger – um 65 Mrd. Dollar brachte. Zu 150 Jahren Haft hatte ihn eine Richterin verdonnert. Die Anwälte brachten einen Sack voller 25-Cent-Münzen mit, um "Bernie“ während des neuerlichen Geständnisses mit Essen und Getränken bei Laune zu halten. Eingewilligt dürfte er haben, da die Advokaten im Namen geprellter Anleger Madoffs Familie klagen, samt seiner Frau Ruth und den zwei Söhnen.
"Alles begann in den Neunzigern“, erzählte Madoff: Der Ex-Nasdaq-Chef lieferte minutiöse Details über das perfide System, wo Profite bestehender Anleger aus den Investitionen von Neueinsteigern bedient wurden. Die Fakten sollen in Kürze in einer Gerichtseingabe veröffentlicht werden, so die Opferanwälte. Davor zittern wohl auch die US-Behörden: Denn Madoff sei immer noch selbst verblüfft über das Totalversagen der Kontrollinstanzen.
Der Betrüger beteuerte auch: "Es tut mir alles wahnsinnig leid“. Seine Familie habe den Kontakt abgebrochen. Das Rechtsanwaltsduo wäre sein "erster Besuch“ im Knast gewesen, klagte er. Madoff: "Meine Frau war nicht hier, meine Söhne nicht, niemand“ Sonst sehe Bernie "recht gut aus“, so Cotchett: Er wirke fit, besuche wohl des Öfteren die Kraftkammer.
Ruth Madoff auf 45 Mio. Dollar verklagt
Inzwischen ist auch die Ehefrau von Madoff verklagt worden - auf die Rückgabe von knapp 45 Mio. Dollar. Diese Summe sei von Ruth Madoff für ein "Leben in Prunk" ausgegeben worden, so der Treuhänder für die Reste von Madoffs Firma in seiner Klage.
Ruth Madoff habe 44,8 Mio. Dollar aus der Firma ihres Mannes bekommen, heißt es in der Klage von Treuhänder Irving Picard. Er soll so viel wie möglich vom Firmenvermögen retten, um die Opfer zu entschädigen. Picard wirft Ruth Madoff nicht ausdrücklich vor, von dem Riesenschwindel gewusst zu haben. Die 68-Jährige habe aber auch keinen Anlass gehabt zu glauben, dass ihr das Geld zustehe.
Ihr Anwalt nannte die Klage US-Medien zufolge "völlig ungerechtfertigt". Ruth Madoff habe nahezu alle in der Klage genannten Werte bereits den Behörden zur Verfügung gestellt. Im Zuge eines Vergleichs unmittelbar vor der Verurteilung ihres Mannes hatte sie auf Villen, Autos, Jachten und anderes Vermögen in einem hohen zweistelligen Millionwert verzichtet. Im Gegenzug durfte sie immerhin 2,5 Mio. Dollar behalten.