Märkte und Börsen

EZB: Zinserhöhung schon im Juli möglich

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Angesichts der Rekord-Inflation steigt der Druck auf die Europäische Zentralbank, die Zinsen zu erhöhen. Seitens der Währungshüter gibt es Signale für einen Zinsschritt bereits im Sommer.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos (Foto oben) äußerte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die Zentralbank ihr milliardenschweres Ankaufprogramm von Vermögenswerten im Juli enden könne. Das gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung.

"Ich sehe keinen Grund, warum wir unser Programm zum Kauf von Vermögenswerten nicht im Juli auslaufen lassen sollten",  so de Guindos wörtlich. Aus derzeitiger Sicht sei dann auch eine Zinserhöhung im Juli möglich.

Etwa zeitgleich zu de Guindos hat sich auch EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch ganz ähnlich geäußert. Ein Zinsschritt im Juli sei "sicherlich ein Szenario, das ich in Betracht ziehen würde", sagte der Präsident der belgischen Notenbank ebenfalls in einem Bloomberg-Interview. Voraussetzung sei aber "eine weitere Inflationsüberraschung".

Inflation im Euroraum bei 7,4 Prozent

Ausschlaggebend für die Signale auf eine Zinserhöhung im Sommer dürfte die hohe Inflation im gemeinsamen Währungsraum sein. Im März ist die Inflationsrate nach revidierten Daten vom Donnerstag mit 7,4 Prozent auf den höchsten Stand seit der Euro-Einführung gestiegen. Die Teuerung liegt damit viel höher als das von der EZB angepeilte Inflationsziel. Die Notenbank strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Bereits am Mittwoch hatte der deutsche Bundesbank-Präsident Joachim Nagel gesagt, dass die EZB angesichts der hohen Inflation ihre Zinsen schon im Sommer anheben könnte. Erste Zinsschritte seien zu Beginn des dritten Quartals möglich, sagte Nagel am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds in Washington. Das wäre im Juli. Auch Martins Kazaks, EZB-Ratsmiglied und Präsident der lettischen Zentralbank, hält eine Zinserhöhung im Juli für möglich.

Zinsen seit 2016 bei null Prozent

Derzeit liegt der Hauptrefinanzierungssatz der EZB, zu dem sich die Banken Geld bei der Notenbank leihen können, bei null Prozent. Der Leitzins befindet sich seit dem Frühjahr 2016 auf dem Rekordtief an der Nullmarke. Der Zinssatz für Einlagen bei der EZB liegt aktuell bei minus 0,5 Prozent. Banken müssen mit den Negativzinsen also eine Art Gebühr zahlen, die inzwischen viele Geldhäuser an ihre Kunden weitergeben. 

Eurokurs steigt

Bisher wurde eine Zinserhöhung in der Eurozone an den Finanzmärkten im Herbst erwartet. Mit den Hinweisen auf einen früheren Zinsschritt verstärkte sich am Devisenmarkt die Nachfrage nach dem Euro. Der Kurs der Gemeinschaftswährung legte deutlich zu und konnte wieder über die Marke von 1,09 US-Dollar steigen.

Zuvor hatte die unterschiedliche Ausrichtung der Geldpolitik zwischen den USA und der Eurozone die Gemeinschaftswährung noch stark belastet und der Euro war Mitte des Monats zum Dollar auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2020 gefallen. Während die US-Notenbank Fed die geldpolitische Wende vollzogen und im März eine erste Zinserhöhung beschlossen hat, wurde der Euro durch das Zögern der Europäischen Zentralbank belastet.
 
 


 
  

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