Der Verhandlungsmarathon hat sich gelohnt: Der Magna-Manager ist bei Opel angekommen.
Im Endspurt war es ein Krimi der Sonderklasse. Die Entscheidung, 55 Prozent an Opel an das Konsortium aus Frank Stronachs Magna-Konzern und der russischen Sberbank zu verkaufen, fiel im Verwaltungsrat des Ex-Opel-Eigentümers General Motors (GM) in der Nacht auf Donnerstag. Bekannt wurde das aber nicht gleich, da GM gestern Nachmittag erst die deutsche Regierung und die Opel-Treuhand (hatte nach der GM-Insolvenz 65 Prozent an Opel übernommen) informieren wollte.
Am späten Vormittag erste Signale für Magna-Zuschlag
Nach monatelangen Verhandlungen hatte sich in den letzten Tagen Anzeichen gemehrt, dass GM Opel doch behalten wollte. Diese Meinung hielt sich bis gestern Vormittag in den internationalen Medien. Dass der Verwaltungsrat sich doch zur Empfehlung eines Verkaufs an Magna durchgerungen hatte, sickerte aus Insiderkreisen am späten Vormittag durch.
GM-Boss informiert Merkel um 15 Uhr per Telefon
Gegen 15 Uhr bestätigte dann die deutsche Kanzlerin Angela Merkel: GM-Chef Fritz Henderson habe sie über die Entscheidung des US-Konzerns für Magna telefonisch unterrichtet. "Ich freue mich außerordentlich über diese Entscheidung“, sagte Merkel, die sich – wie die Opel-Belegschaft – schon früh klar für Magna ausgesprochen hatte.
Opel-Treuhand bestätigt Entscheidung um 17 Uhr
Am späten Nachmittag gab es dann die mehrmals nach hinten verschobene Pressekonferenz der Opel-Treuhand. Beiratsvorsitzender Fred Irwin informierte offiziell über die Zustimmung zum Verkauf an Magna. Magna und die Sberbank werden an "NewOpel“ je 27,5 Prozent halten, 35 Prozent bleiben bei GM, 10 Prozent gehen an die Opel-Mitarbeiter.
Nach der jetzigen Grundsatzentscheidung müssten einige „Schlüsselfragen“ in den kommenden Wochen noch geklärt werden, teilte GM mit. Dazu gehöre u. a. die Mitwirkung der Gewerkschaften bei dem notwendigen Kostensenkungsprogramm für Opel und die "Finalisierung eines definitiven Finanzierungspakets“ mit der deutschen Regierung. All das seien aber „beherrschbare und verhandelbare Dinge“, so Merkel.
Deutsche Staatshilfe darf nicht nach Russland gehen
Die deutschen Staatsgarantien über voraussichtlich 4,5 Mrd. Euro dürfen nicht in Russland verwendet werden. Die Mittel seien ausschließlich für New Opel einzusetzen, sagte Irwin. "Investitionen in Russland sollten durch andere Finanzquellen finanziert werden.“ Die endgültigen Vereinbarungen werden in den nächsten Wochen fixiert. Der Abschluss des Deals (Closing) soll in den nächsten Monaten erfolgen.
"Wir sind sehr froh, dass unser Konzept für Opel General Motors überzeugt hat“, so Magna-Chef Sigi Wolf und Sberbank-Boss German Gref gestern. "Wir werden hart daran arbeiten, Opel in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.“
Wolf: „Arbeiten hart für erfolgreiche Opel-Zukunft“
Magna will gemeinsam mit Opel vor allem den russischen Wachstumsmarkt erschließen und setzt voll auf Umwelttechnologie und neue Modelle, inklusive Elektroautos. Alle 4 deutschen Opel-Standorte sollen erhalten bleiben. Europaweit werden rund 10.000 Jobs abgebaut. Das Opel-Werk in Wien Aspern wird aufgewertet. Dem Vernehmen nach soll ein Teil der Motorenproduktion von Bochum nach Wien verlagert werden.