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VW-Chef Diess geht: So lief der Rauswurf

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Konflikte säumten den Weg von Herbert Diess an der Spitze von Volkswagen. Jetzt ließen auch die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch  ihren einstigen Schützling fallen. Diess scheidet Ende August aus, Nachfolger wird Porsche-Chef Oliver Blume.

Am Freitagnachmittag schien an der Oberfläche noch alles in Ordnung: VW-Chef Herbert Diess wünschte in einem Posting auf der Plattform LinkedIn seinen Mitarbeitern einen schönen Urlaub und schrieb, VW sei für die zweite Jahreshälfte „gut gerüstet“.

Paukenschlag

Wenige Stunden später der Paukenschlag: Diess scheidet Ende August aus, teilte das Unternehmen am Freitagabend überraschend mit. Darauf habe sich der Aufsichtsrat mit dem 63-Jährigen, dessen Vertrag bis 2025 gelaufen wäre, geeinigt. Ein Nachfolger steht mit Porsche-Chef Oliver Blume auch schon fest.

Konflikt mit mächtiger Betriebsratschefin

Der Österreicher Diess stand seit April 2018 an der Spitze von Europas größtem Autobauer. Querelen um seine Person gab es seit Jahren, mehrfach stand er kurz vor dem Rauswurf – zuletzt Ende 2021, als er den möglichen Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen am VW-Stammsitz Wolfsburg thematisierte. Ohne die neue Betriebsratschefin Daniela Cavallo zuvor über den Plan zu informieren …

Familien Porsche und Piëch zogen Reißleine 

Die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch hielten in allen Konflikten an Diess fest. Jetzt allerdings soll die Initiative zu seinem Rauswurf von den Porsches und Piëchs gekommen sein, berichten Insider. Die Familien ließen ihren Schützling fallen, erkennen freilich an, dass Diess VW in Richtung Elektromobilität entscheidend gepusht hat: „Es ist sein besonderes Verdienst, dass der Volkswagen-Konzern heute in einer starken Position für die weitere Transformation ist“, so die Familiensprecher Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch.

Software-Probleme

Der Führungsstil des Alleingängers Diess soll aber auch den Eigentümerfamilien zunehmend nicht gepasst haben. Hinzu kamen Probleme bei der Umsetzung von Diess’ ehrgeizigem Vorhaben, VW mit eigener Software zum Weltmarktführer bei Elektroautos zu machen. Es zeigte sich, dass die Software-Entwicklung länger dauert und teurer ist als gedacht.

Holt sich Elon Musk geschassten Diess?

Dass Diess wiederholt öffentlich äußerte, was Tesla besser mache als VW, wird ihm auch keine Punkte gebracht haben. Höchstens für den nächsten Job: Diess soll seit Längerem auf der Wunschliste von Tesla-Chef Elon Musk stehen …

Das ist der Neue

VW-Chef Diess geht: So lief der Rauswurf
© Gettyimages
× VW-Chef Diess geht: So lief der Rauswurf

 

Nachfolger von Diess an der Spitze des VW-Konzerns wird ab 1. September der bisherige Porsche-Chef Oliver Blume. Hinter den Kulissen wurde sein Name seit einiger Zeit als Kandidat für die Nummer 1 genannt. Porsche-Boss wird Blume nach seinem Aufrücken an die Konzernspitze weiter bleiben - nicht zuletzt angesichts des bevorstehenden Börsengangs des Sportwagenbauers.

Vertrauter der Eigentümerfamilien

Der 54-Jährige gilt (im Gegensatz zu Diess) als ausgesprochener Teamplayer. Und er ist ein enger Vertrauter der Eigentümerfamilien, deren Respekt und Sympathie er sich mit seinen Erfolgen bei Porsche erarbeitete. Er brachte mit dem Taycan das erste Elektroauto des Konzerns, lieferte dank strenger Kostenkontrolle selbst in der Coronakrise zweistellige Renditen.

Wolfgang Porsches Traum

Und Blume kann mit dem für Herbst geplanten Porsche-Börsengang den großen Traum von Wolfgang Porsche erfüllen: dass sich die Familie nach der gegen VW verlorenen Übernahmeschlacht wieder Zugriff auf den Sportwagenbauer sichert.

 


 
 

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