Der Streit um einen neuen Kollektivvertrag für die Druckerbranche geht in die nächste Runde: Die Arbeitgeber, vertreten durch den Verband Druck & Medientechnik, haben in ihrer Hauptvorstandssitzung neue Forderungen gestellt. Konkret geht es um die Reduktion von Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) will sich das "nicht gefallen lassen" und bereitet sich auf "gewerkschaftliche Maßnahmen" vor.
Der Verband Druck & Medientechnik hatte den Drucker-Kollektivvertrag im Dezember einseitig gekündigt. Nach monatelangen Verhandlungen ist es im Frühjahr auch zu einer Lösung für die Bereiche Tageszeitungen und Rollendrucker gekommen, über die Bogendruckereien wollte man noch weitere Gespräche führen. Ein entsprechender Kompromiss zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern musste noch von den jeweiligen Gremien abgesegnet werden.
GPA-djp-Verhandlungsführer Franz Bittner ist erbost: Der Verband Druck & Medientechnik hatte in seiner Hauptvorstandssitzung "sämtliche Verhandlungsergebnisse positiv abgestimmt", doch von einigen Mitgliedern seien nun neue Forderungen auf den Tisch gelegt worden.
Das bestätigt auch Christian Handler vom Verband Druck & Medientechnik. Grund für den neuen Verhandlungsstandpunkt sei, dass der Verband nicht alle Arbeitgeber der Druckerbranche vertrete und deshalb ein neuer Kollektivvertrag nur über eine Satzung für ganz Österreich gelten könne. Dieser Satzung muss allerdings die Wirtschaftskammer (WKÖ) zustimmen. Jene Vertreter im Vorstand des Verbandes, die auch bei der WKÖ sind, waren laut Handler gestern gegen den Kompromiss mit der Gewerkschaft.
Kürzung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld gefordert
Die WKÖ-Vertreter fordern nun die Kürzung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes bei den Druckern, um im Gegenzug der Satzung zuzustimmen. Bittner ortet darin "Erpressung". Man habe den Arbeitgebern angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation "schon sehr viel" zugestanden. "Hier spielen einige wenige ein sehr unwürdiges Spiel", meinte Bittner. "Das kann sich die Gewerkschaft nicht gefallen lassen", deshalb "werden wir auch mit den gewerkschaftlichen Maßnahmen beginnen".
Der Verband Druck & Medientechnik sieht die gestrige Ankündigung der Gewerkschaft für einen "mehrwöchigen Arbeitskampf" als "überraschend". Die Gewerkschaft habe gewusst, dass im Laufe des Tages die Vorstandssitzung abgehalten werde und dort eventuell auch neue Vorschläge unterbreitet würden, sagte Handler. Für eine Streikdrohung "kein glückliches Timing".