Der Generalsekretär der in Wien ansässigen Südosteuropa-Medienorganisation (SEEMO), Oliver Vujovic, übt scharfe Kritik am Bürgermeister der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica sowie an dessen Sohn, nachdem die beiden am Mittwoch zwei Journalisten der Tageszeitung "Vijesti" tätlich angegriffen hatten. Die Reporter Mihailo Jovovic und Boris Pejovic hatten die vor einem Café gesetzeswidrig geparkten Autos von Bürgermeister Miomir Mugosa von der regierenden Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) und dessen Sohn Miljan fotografiert.
Vujovic findet es "schockierend, dass eine öffentliche Person wie der Bürgermeister von Podgorica, aber auch sein Sohn, der für das Außenministerium arbeitet, sich Journalisten gegenüber, die nur ihre Arbeit verrichteten und sich entsprechend ausweisen konnten, dermaßen aggressiv verhält". Vujovic begrüßt in einer Aussendung vom Freitag die Untersuchungen der Polizei, hielt die montenegrinischen Beamten jedoch dazu an, "alles in ihrer Macht stehende zu tun, um solche Vorfälle in der Zukunft zu vermeiden".
Laut der Zeitung "Vijesti" hatte der Sohn des Bürgermeisters einem der Journalisten kurzfristig auch eine Pistole an die Brust gesetzt. Die zwei Journalisten kamen mit leichten Verletzungen davon. Gegen die Angreifer wurde Anzeige erstattet. "Vijesti", die sich zu 45 Prozent im Besitz der Styria Medien AG befindet, ist bekannt für investigative Reportagen und kritische Berichterstattung über die Regierung von Langzeit-Premier Milo Djukanovic. 2007 wurde der Miteigentümer der Zeitung, Zeljko Ivanovic, beim Verlassen eines Restaurants von Männern mit Stöcken angegriffen. Zudem hagelt es derzeit Schadensersatzklagen gegen das Blatt - laut serbischen Medienberichten aus dem Umfeld des Premiers.
SEEMO ist ein Netzwerk von Herausgebern und Journalisten in Südost- und Mitteleuropa. Die Organisation ist ein Partner des Internationalen Presseinstituts (IPI), das sich weltweit für Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung einsetzt.