Wolfgang Büchner (43) ist neuer Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er übernimmt das Amt von Wilm Herlyn, der mit Vollendung des 65. Lebensjahres ausscheidet und am Mittwoch (13. Jänner) in Berlin offiziell verabschiedet werden sollte.
Büchner unterstrich in seiner vorab vorliegenden Antrittsrede vor Vertretern aus Medien und Politik die Bedeutung eines unabhängigen und glaubwürdigen Nachrichtenjournalismus als eine der wichtigsten Grundlagen der Demokratie. In einer digitalen Welt mit immer schnelleren Informationsströmen sei Glaubwürdigkeit die entscheidende Ressource.
Herlyn hatte 19 Jahre lang die redaktionelle Gesamtverantwortung für die größte deutsche Nachrichtenagentur inne. Büchner war zuvor Chefredakteur von Spiegel Online. Der Vorsitzende des dpa-Aufsichtsrates, Karlheinz Röthemeier, sagte über Herlyn, dieser habe "die Agentur unter schwierigen Bedingungen ebenso konsequent wie erfolgreich neu ausgerichtet. Dabei blieb er stets Garant für unabhängige und verlässliche dpa-Nachrichten."
Zu Herlyns herausragenden Leistungen zähle der schnelle Aufbau einer dpa-Organisation in den östlichen Bundesländern nach dem Fall der Mauer oder die Schaffung eines eigenständigen Ressorts für die bunte und vermischte Berichterstattung, sagte Röthemeier. "Die multimediale Zentralredaktion in Berlin, die dpa im Sommer 2010 beziehen wird, ist ohne das Engagement von Wilm Herlyn ebenfalls nicht denkbar." Büchner gewährleiste die Kontinuität und die Weiterentwicklung in der redaktionellen Arbeit der Agentur. "Mit ihm wird dpa die Herausforderungen der neuen, digitalen Medienwelt erfolgreich und zum Wohl der Kunden meistern."
Büchner sagte, die dpa werde mit dem Umzug nach Berlin auch ihre Arbeitsweise und journalistischen Angebote modernisieren. Die Agentur wolle "der beste Partner der deutschen Medien im digitalen Zeitalter" sein. Die Angebote sollten noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten werden. Die Dienste für Text, Foto, Grafik, Audio und Video würden auf einer neuen Plattform verknüpft und als umfassende multimediale Pakete zur Verfügung gestellt. Als erste Nachrichtenagentur werde dpa einen echten Rückkanal einrichten, über den man im ständigen Dialog mit den Kunden stehen werde.
Büchner begann bei "Speyerer Tagespost"
Der gebürtige Pfälzer Büchner hat seine journalistische Laufbahn bei der "Speyerer Tagespost" begonnen. Nach dem Politikstudium arbeitete er für die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters, bevor er 1999 nach Hamburg wechselte, um als Chef vom Dienst die "Financial Times Deutschland" mit aufzubauen. Büchner war seit 2001 bei Spiegel Online. Im Mai 2008 übernahm er dort gemeinsam mit Rüdiger Ditz die Chefredaktion.
Herlyn begann nach der Promotion 1971 ein Volontariat bei der "Welt" in Hamburg und wurde dort nach Stationen als Leiter der Inlandskorrespondenten und Leiter der Deutschland-Redaktion 1977 Chef vom Dienst. Später war er bei der "Bunten" in München verantwortlich für "Politik und Zeitgeschichte". Von 1987 an war er Erster Stellvertretender Chefredakteur bei der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. Von dort wechselte er 1991 als Chefredakteur zur Deutschen Presse-Agentur.
Die 1949 gegründete dpa beschäftigt heute weltweit mehr als 1200 Mitarbeiter und beliefert nahezu alle deutschen Tageszeitungen, Magazine, TV- und Radiosender mit Nachrichten. Die dpa hat in Deutschland rund 50 Redaktionsstandorte, sie ist weltweit in mehr als 100 Ländern mit Büros und Korrespondenten vertreten.