Sanktionen gefordert

Niedrige Gagen: Die Wut der Frauen

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Der Aufreger der Woche: Frauen verdienen um 25,5% weniger als Männer – bei gleichem Job. Jetzt kommen Strafen für „Macho-Firmen“.

Die Wut der Frauen in Österreich ist nachvollziehbar. Der aktuelle Frauenbericht enthüllt: Der Einkommens-Unterschied zwischen Männern und Frauen ist in den letzten zehn Jahren nicht geringer geworden – sondern sogar gewachsen. Verdienten Frauen 1998 noch 60,6 % der Gage gleich qualifizierter Männer, sind es jetzt nur noch 58,4 %.

Studie: Ganze 33 von 627 Top-Managern sind Frauen

Auch bei den Karrierechancen schaut es nach wie vor düster aus: Laut einer Studie des Frauenministeriums, die zehn Jahre lang die Karrieren männlicher und weiblicher WU-Absolventen beobachtete, zeigt sich, dass „Frauen echte Karriere-Knicks haben, auch wenn sie keine Kinder bekommen. Sie verdienen einfach auch so weniger“, sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.

Ergebnis: In den Geschäftsführungen der 200 Top-Unternehmen Österreichs sitzen ganze 5,3 % Frauen – von 627 Top-Jobs wurden nur 33 weiblich besetzt. Von 1.454 Aufsichtsräten in börsenotierten Unternehmen sind nur 141, oder 9,7 %, in Frauenhand – ein Anteil, der sich seit Jahren nicht spürbar verbessert hat. Emanzipation? Fehlanzeige.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek sagt jetzt, dass „Freiwilligkeit da nichts mehr nützt. Wir brauchen Gagen-Transparenz und verpflichtende Quoten. In einem zweiten Schritt wird man auch nicht ohne Sanktionen auskommen, wenn das alles nichts nützen sollte“. Zwei Modelle gibt es dafür im skandinavischen Raum, die sich die Frauenministerin über kurz oder lang hierzulande und auch EU-weit vorstellen kann:

Harte Strafen für Firmen auf dem Macho-Trip

In Schweden zahlen Groß- und Mittelbetriebe, die nicht für interne Gagen-Transparenz sorgen, bis 20.000 Euro Verwaltungsstrafe. Das ist in Österreich nach einer Testphase von zwei bis drei Jahren für Heinisch-Hosek denkbar. Noch heuer soll ein Transparenz-Gesetz kommen.

Dazu sollen wie im ORF und im öffentlichen Dienst (je 45 % Quote) in der Privatwirtschaft 40-Prozent-Quoten – samt Sanktionen – beschlossen werden. In Norwegen geht das so weit, dass Macho-Firmen sogar von der Börse verschwinden können – zumindest theoretisch.

ÖSTERREICH: Nicht einmal 10 % der Aufsichtsräte in Top-Firmen sind weiblich ...

Gabriele Heinisch-Hosek: Man kann das nicht länger hinnehmen. Wir brauchen Quoten. Guter Wille, Förderung und Mentoring-Programme allein sind offenbar zu wenig. Männer lassen sich einfach nicht aus Positionen mit lieb gewordenen Privilegien verdrängen. Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Frauen haben die bessere Bildung, sind aber absolut unterrepräsentiert in den Entscheidungsetagen. Das muss ein Ende haben.

ÖSTERREICH: Wie steht es um die Gagen-Transparenz in den Firmen?

Heinisch-Hosek: Wir wollen das noch heuer ins Gleichbehandlungsgesetz aufnehmen. Die Verhandlungen laufen gut. Betriebe ab einer gewissen Größe sollen durchschnittliche Einkommen von Frauen und Männern intern und anonym veröffentlichen. Ich sehe nicht ein, warum sich Betriebe auf Kosten von Frauen nach wie vor Lohnkosten sparen.

ÖSTERREICH: Müssen Sie im Sinne der verstorbenen Johanna Dohnal härter werden?

Heinisch-Hosek: Ich muss im Sinne der Frauen noch viel unbequemer werden. Mit Freiwilligkeit alleine geht nichts weiter.

ÖSTERREICH: Zum Frauentag wird die Einkommensschere EU-weit zum Thema?

Heinisch-Hosek: Wir kriegen da den Spiegel vorgehalten, weil wir wieder nur am vorletzten Platz sind.

ÖSTERREICH: Sind Sie auch für Strafen, wie die EU?

Heinisch-Hosek: Ja, wenn eine Maßnahme nicht greift, muss man Sanktionen angehen. Im ersten Schritt schreiben wir die Einkommenstransparenz einmal gesetzlich fest, um sie überhaupt durchzusetzen. Wenn sich nach zwei, drei Jahren Probebetrieb nichts ändert, muss es Sanktionen geben. Die verlange ich auch in meiner Partei, wenn die Quote nicht eingehalten wird. Selbst wenn mir das am nächsten Parteitag Streichungen einbringen sollte. Das geht alle etwas an.

ÖSTERREICH: Wie sollen Sanktionen aussehen?

Heinisch-Hosek: In Schweden gibt es Verwaltungsstrafen für Betriebe. Die können bis zu 20.000 Euro pro Firma ausmachen. In Norwegen ist mit der verpflichtenden Quote in Aufsichtsräten die Sanktion verbunden, dass die Firmen im Extremfall von der Börse verschwinden können – auch wenn das noch nie praktiziert wurde.

ÖSTERREICH: Das wäre in Österreich auch denkbar?

Heinisch-Hosek: Im zweiten Schritt auf jeden Fall. Ich bin bereit, Sanktionen erst später einzuführen. Fallen gelassen werden sie jedenfalls nicht. Ich will auch in Aufsichtsräten eine 40-Prozent-Quote. Da werde ich einen Stufenplan vorlegen.

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