Die Affäre um die systematische Speicherung von Krankenstandsdiagnosen und die "Bearbeitung" von ÖBB-Angehörigen bei längeren Krankenständen in der Staatsbahn treibt immer skurrilere Blüten. So berichtet das Magazin "News", dass noch bis vor einer Woche die letzten Diagnosen in das System eingegeben wurden. Lange nachdem die Bahnführung bereits einen Stopp der Speicherung angekündigt hatte.
Laut "News" hat das Speichern der Krankenstandstage und der Einsatz von Detektiven gegen krankgemeldete ÖBBler schon eine viel längere Tradition als bisher bekannt. Sie soll bereits 2005 unter dem damals neuen Bahnchef Martin Huber eingeführt worden sein. "News" zitiert eine ÖBB-Arbeitsunterlage ("Fehlzeitenmanagement"), wonach es ganz klare Anweisungen für die Einholung von Krankenstandsbegründungen, Krankenstandsrückkehrgesprächen und sogar den Einsatz von Detektiven gab. Das Schreiben zeige auch deutlich, dass alle Verantwortlichen bei den ÖBB mit der Thematik befasst wurden.
Weiters dürfte die Datenerfassung weit umfangreicher gewesen sein als bisher von der Bahnführung eingeräumt. Laut einer Hochrechnung eines ÖBB-Insiders seien zwischen 10.000 bis zu 14.000 Personen vom ÖBB-Skandal betroffen, heißt es in dem Bericht. Peinlichkeit am Rande "News" zufolge: Laut der oben zitierten Studie, hatten ÖBB-Vorstände und Manager der Stabstellen erhöhte Krankenstandstage. Karl Öllinger von den Grünen: "Die liegen sogar über dem Durchschnitt der österreichischen Angestellten."
Die ÖBB haben den "News"-Bericht umgehend dementiert. Zurückgewiesen wird auch, dass es in der Bahnführung besonders viele Krankenstände gebe. So hätte die Holding die geringsten durchschnittlichen Krankenstandstage des ganzen Unternehmens. "Völlig falsch" sei auch die Behauptung, dass von der Datenerfassung bis zu 14.000 ÖBBler betroffen seien. Realistisch sei die bisher genannte Zahl von 3.000 bis 4.000 Mitarbeiter, so die Bahn am Mittwoch zur APA.