Österreich steht ganz gut da

OECD erwartet historischen Wirtschaftseinbruch

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Österreich kommt laut der Wirtschaftsministerin relativ gut durch die Krise.

Die Weltwirtschaft wird heuer in Folge des Coronavirus in historischen Dimensionen einbrechen und sich nur langsam wieder erholen. Zu diesem Schluss kommt die OECD. Die Wirtschaft dürfte weltweit um 6 Prozent schrumpfen, in der Eurozone um 9,1 Prozent. Die OECD warnt zugleich vor einer zweiten Pandemiewelle, die den Einschnitt heuer vertiefen und die Erholung 2021 deutlich abschwächen würde.

Die Auswirkungen der Krise seien asymmetrisch, sagte OECD-Ökonomin Isabell Koske. Einige Länder mit geringeren medizinischen Problemen hätten stärkere Wirtschaftseinbußen zu verkraften. Das berge die Gefahr, dass schon bestehende Ungleichgewichte vertieft werden.

Lage in Österreich

Österreich kommt laut Prognose mit einem Wirtschaftsrückgang von heuer 6,2 Prozent relativ gut durch die Krise, in Europa schneiden nur Norwegen und Dänemark besser ab. Sollte es eine zweite Welle geben, dann sieht die OECD Österreichs Wirtschaft um 7,5 Prozent einbrechen. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) weist in einer Aussendung darauf hin, dass Österreich nicht nur weniger Wirtschaftseinbruch verkraften muss als Länder wie Deutschland, Schweiz, Schweden oder Italien, sondern auch weniger Tote pro 100.000 Einwohner verzeichnete.

Die schnelle Einführung der Kurzarbeit habe Österreich geholfen, sagt OECD-Österreich-Experte Dennis Dlugosch. Länder mit Kurzarbeit schneiden deutlich besser ab als andere, allerdings ist Österreich weniger erfolgreich als Deutschland und die Schweiz, weil die Wirtschaftsstruktur anders ist. Österreich hat besonders viel Bauwirtschaft und Fremdenverkehr, die von der Krise härter getroffen sind. Ein gutes Drittel der zusätzlichen Arbeitslosigkeit komme aus der Gastronomie und Beherbergung. Geholfen habe Österreich auch, dass das Land vor der Krise schwarze Zahlen schrieb, dadurch konnte nun ein größeres Rettungspaket geschnürt werden.

Lob gibt es auch für die Ankündigung, Teile der Steuerreform vorzuziehen. Allerdings weist der OECD-Experte darauf hin, dass ein Problem sei, dass Menschen, die schon jetzt keine Steuern zahlen, auch nicht entlastet würden. Darüber müsste man vielleicht noch einmal nachdenken. Jedenfalls sei dies besser als eine Mehrwertsteuersenkung, von der man nie wisse, was letztlich bei den Menschen ankommt.

Bessere Zusammenarbeit gefordert

Die OECD spricht sich sehr stark für ein Zusammenrücken der Staaten in der Krise aus. In einer Video-Pressekonferenz der OECD sagte der Ökonom Gabriel Felbermayr, er sei "irritiert" von dem Widerstand Österreichs gegen das EU-Konjunkturpaket. Hilfen an die südlichen Länder, wo das BIP heuer um über 11 Prozent schrumpfen dürfte, wären sehr im Interesse Österreichs, so der Österreicher, der das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel leitet. Es gehe ja nicht darum, Haushaltslöcher zu stopfen, sondern Wachstum anzustoßen. Deutschland habe zuletzt umgedacht und der gemeinsamen Verschuldung zugestimmt, während Österreich stärker an alten Denkmustern festgehalten habe, "vielleicht, weil die Populismusgefahr in Österreich größer ist und die Gräben, in die man sich eingegraben hat, tiefer".

Österreich brauche wohl "ein bisschen mehr Konkretheit", daher sollte die EU rasch konkrete Projekte für "Europäische Güter" von der Grenzsicherung bis zu Infrastruktur und Bildung, etwa Hochschulen an der Peripherie, vorschlagen. "Sonst landen wir superschnell wieder in dieser dummen Nettozahlerlogik", so Felbermayr.

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