Das Elektroauto ist in aller Munde: Umweltfreundlich, verschleißarm und leise wird es als Zukunftsmodell des Individualverkehrs gesehen. Richtig interessant werden die Elektroautos allerdings erst, wenn man sie als Teil der Strominfrastruktur betrachtet: Dort können die Akkus der Fahrzeuge als Energiespeicher eingesetzt werden, die bei höherem Strombedarf auch wieder in das Netz einspeisen können, sogenannte intelligente Netze vorausgesetzt.
Bei den Alpbacher Technologiegesprächen erörterten Experten aus Stromwirtschaft und Technologie Visionen der Stromfahrzeuge. Das Elektroauto als infrastrukturelles Multitalent skizzierte dabei Gernot Spiegelberg von Siemens. Seine Vorstellung sind "omnidirektionale, interagierende Smart Grids", was nichts anderes bedeutet, als ein Stromnetz, in das bei Spitzenbelastungen auch Strom von privaten Erzeugern einfließen kann.
Ein Beispiel: Wer mit Solarzellen unter Tags Strom erzeugt, kann diesen im Fahrzeugakku speichern. Wenn das Auto nicht benutzt wird, bleibt es am Strom hängen und kann bei hoher Nachfrage automatisch wieder zurückliefern.
Spiegelberg geht noch einen Schritt weiter: In seinem Konzept würde das Fahrzeug aus dem Netz Strom nur dann kaufen, wenn er besonders billig ist, und wiederum nur bei einem höheren Preis wieder abgeben. Mit diesem Mehrwert für den Besitzer würden sich auch die derzeit noch zu teuren Batterien rechnen, meinte er.
Viele Aufgaben noch zu lösen
Bevor es allerdings so weit ist, gibt es noch einige Aufgaben zu lösen. Nach wie vor gibt es keinen internationalen Standard für Stecker und Stromtankstellen, schilderte Ingo Diefenbach vom deutschen Stromanbieter RWE, der eine Offensive für E-Mobilität gestartet hat und schon mehrere "Zapfsäulen" betreibt. "Unklar ist auch noch, welcher Strom eigentlich bezogen wird. Gleich- oder Wechselstrom? Und wie wird er bezahlt?" Offen ist außerdem, ob bei den Betankungen der eigene Stromanbieter ebenfalls bezogen werden kann.
Für RWE ist die Elektromobilität jedenfalls ein Markt mit Zukunft: Nach den konzerninternen Schätzungen sollen 2020 bereits ein Viertel der Deutschen Autofahrer mit Strom unterwegs sein.
Energiewirtschaftlich ist der Faktor gewaltig: 73 Prozent des Rohölbedarfs der EU geht in den Verkehr, schilderte Wolfgang Höfs, der in der EU-Kommission in der Generaldirektion für Informationstechnologie tätig ist. 85 Prozent aller Treibhausgase würden außerdem aus diesem Segment stammen.