Bau der Gas-Pipeline Nord Stream startet im April

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Der Bau der in einigen Ländern umstrittenen, deutsch-russischen Erdgas-Pipeline Nord Stream soll im April beginnen, so Gazprom. Von den erforderlichen Genehmigungen ist nur noch jene einer regionalen finnischen Umweltbehörde ausständig und wird bis Monatsende erwartet. Die Regierungen aller maßgeblichen Länder haben indes bereits ihre Zustimmung erteilt.

Gazprom-Chef Alexej Miller sagte laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti, die Bauarbeiten würden im russischen Küstenbereich beginnen. Miller rechnet mit einem Einhalten des ursprünglichen Zeitplans und der Fertigstellung des ersten Strangs der 1.220 km langen Pipeline bis September 2011 und der Inbetriebnahme des zweiten Stranges ein Jahr später. Die Gesamtkosten des Projekts schätzt das deutsch-russische Konsortium nach wie vor auf 7,4 Mrd. Euro.

Zum Vergleich: Die Projektkosten für die geplante Nabucco-Pipeline unter Federführung der OMV, die Gas aus dem kaspischen Raum nach Österreich bringen soll, werden auf rund 8 Mrd. Euro geschätzt. Die Bauarbeiten sollen mit Hilfe von Bauschiffen der italienischen ENI-Tochter Saipem und der in der Schweiz angesiedelten Allseas Gruppe durchgeführt werden. Die Stahlrohre für die den ersten Strang kommen zu 75 % von der deutschen Europipe und zu 25 % von der russischen OMK.

Laut Nord-Stream-Sprecher Sebastian Sass soll auch die Ausschreibung für den zweiten Strang "in nächster Zukunft" abgeschlossen sein. Beworben hätten sich Stahllieferer aus Japan, Russland und Deutschland. Sämtliche Zulieferungen für Nord Stream seien weltweit ausgeschrieben gewesen. Im Gegensatz zu anderen Erdgas-Projekten wie Nabucco wird Nord Stream weder von der EU noch von anderer öffentlicher Seite mit Geldmitteln unterstützt.

Keine Konkurrenz zu anderen Erdgas-Projekten

Sass sieht ausdrücklich keine Konkurrenz zu verschiedenen anderen Erdgas-Projekten: "Die Importlücke in Europa bei Erdgas ist so groß, dass sich Nabucco und Nord Stream nicht gegenseitig das Wasser abgraben", so der Sprecher.

Im Dezember 2009 gaben nach Dänemark, Schweden und Finnland als letzte auch Deutschland und Russland auf Regierungsseite grünes Licht für den Bau der Pipeline. Davor waren in Schweden und Finnland Umwelt- und teilweise auch militärische Sicherheitsbedenken laut geworden.

Polen und den baltischen Staaten ist die geplante Pipeline seit Jahren ein Dorn im Auge, weil sie befürchten, im Bezug auf Energielieferungen noch stärker von Moskau abhängig zu werden. Der geplante Verlauf der Pipeline liegt außerhalb der Wirtschaftszonen dieser Länder.

Laut dem deutschen Geschäftsführer von Nord Stream, Matthias Warnig, sind große Teile der Transportkapazitäten bereits verkauft. Der russische Gazprom-Konzern habe Verträge über mehr als 21 Mrd. Kubikmeter Erdgas abgeschlossen, sagte Warnig laut Reuters. Dabei handle es sich um Abnehmer in Deutschland, Dänemark, Frankreich und Großbritannien.

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