Nicht nur arme Staaten verlangen Finanzhilfen, um sich gegen die Auswirkungen der Erderwärmung zu wappnen. Saudi-Arabien sieht sich hier ebenfalls als Opfer. Da die Nutzung fossiler Energieträger um des Klimaschutzes willen drastisch eingeschränkt werden dürfte, fürchtet das Land nämlich um die bisher reichlich sprudelnden Einnahmen aus seinen Ölquellen.
"Wir gehören zu den verwundbaren Staaten", sagte Mohammad Al Sabban, der Leiter der saudi-arabischen Delegation bei den jüngsten Klimagesprächen in Bangkok. "Die Situation für uns ist sehr ernst. Wir sind dabei, unsere Volkswirtschaft auf ein breiteres Fundament zu stellen, aber das benötigt eine lange Zeit. Wir haben nicht allzu viele Ressourcen."
Folgt die Führung in Riad einem kürzlich vorgelegten Bericht der IEA, braucht sie sich eigentlich keine Sorge um ihr Geld zu machen. Laut IEA werden die Einnahmen der OPEC-Staaten zwischen 2008 und 2030 um 23 Billionen Dollar zulegen. Dieser Anstieg ist vier Mal so groß wie der von 1985 bis 2007. In ihren Berechnungen hat die IEA bereits einen drastischen Rückgang des Ölverbrauchs einkalkuliert.
Doch die Saudis glauben den Zahlen der IEA nicht. Die seien parteiisch, erklärte Al Sabban. Die eigenen Berechnungen der OPEC zeigten vielmehr, dass allein Saudi-Arabien unter einem neuen Klima-Abkommen von 2012 an jährlich 19 Mrd. Dollar verlieren werde. In der weiteren Region sei der Verlust noch viel größer, so Al Sabban.
Das erzkonservative islamische Königreich besitzt die größten gesicherten Erdölreserven der Welt. Zwar hat auch der reiche Ölstaat die Folgen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zu spüren bekommen. Doch nach Ansicht von Experten wird Saudi-Arabien, dessen Schatztruhen dank des Ölpreisrekords des vergangenen Jahres prall gefüllt sind, besser als andere Länder mit der Krise zurechtkommen.
Al Sabban wirft dem Westen vor, unter dem Vorwand des Klimaschutzes in Wirklichkeit einen Feldzug gegen die Ölproduzenten zu führen. "Viele Politiker im Westen denken, dass ihnen die Klimaverhandlungen und ein neues Abkommen die goldene Gelegenheit bieten, ihre Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern", erklärte der Delegationsleiter. "Das heißt, dass man den Entwicklungsländern eine Last aufbürdet, und zwar besonders denjenigen, die ausgesprochen abhängig sind von der Ölförderung."
Umweltgruppen wie die arabische Organisation IndyACT und Germanwatch werfen Saudi-Arabien vor, bei den Klimaverhandlungen wesentliche Elemente einer möglichen Einigung zu blockieren. Zur saudischen Taktik gehöre es, die Verhandlungen zu verzögern, indem man darauf beharre, angebliche Nachteile der Ölproduzenten in einen Vertragstext aufzunehmen.