Der deutsche Energiekonzern E.ON hat sich nach monatelangem Streit mit Betriebsrat und Gewerkschaften auf Eckpunkte seiner Sparpläne geeinigt. Nach den bis Ende 2012 für deutsche Standorte geltenden Vereinbarungen werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, teilten Unternehmensleitung und Konzernbetriebsrat am Wochenende mit.
"Unvermeidliche Personalmaßnahmen sollen sozialverträglich gestaltet werden", hieß es in der gemeinsamen Mitteilung weiter, hinter der auch die Gewerkschaften ver.di und IG BCE stehen. Über Standortveränderungen werde einvernehmlich entschieden, Einkommen und Besitzstände der Arbeitnehmer seien gesichert. Dies gelte auch bei einer Auslagerung oder einem Verkauf von Unternehmensteilen. Ein Sozialplan solle "sehr zeitnah" abgeschlossen werden.
Im Bereich Informationstechnologie sollen Bereiche zusammengefasst werden. Die IT-Infrastruktur werde kurzfristig ausgelagert, Möglichkeiten dafür sollen bis Mitte 2010 detailliert untersucht werden. Über die Auswahl entsprechender Unternehmenspartner wollen sich Konzern und Arbeitnehmer verständigen.
E.ON will seine Kosten bis 2011 um 1,5 Milliarden Euro drücken. Verdi hatte einen vorbehaltlosen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen gefordert und mit Streiks gedroht.
Tochter vor Verkauf
E.ON hat Kreisen zufolge für seine Stadtwerke-Tochter Thüga zudem ein Angebot von rund drei Mrd. Euro vorliegen. Dies habe eine Gruppe von rund 50 Stadtwerken präsentiert, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. E.ON werde auf einer Aufsichtsratssitzung in dieser Woche über die Offerte entscheiden und diese wahrscheinlich annehmen. "Sie werden wahrscheinlich entscheiden, die Tochter zu verkaufen", sagte eine Person. E.ON lehnte eine Stellungnahme dazu ab.
Nach Daten von Thomson Reuters wäre eine Übernahme im Volumen von drei Mrd. Euro die achtgrößte in Europa in diesem Jahr. Seit Monaten treiben mehrere Stadtwerke, darunter Versorger aus Hannover, Nürnberg und Frankfurt sowie ein Bündnis von Thüga-Beteiligungen um den Freiburger Versorger Badenova, eine mögliche Übernahme der Thüga voran. Die Badenova und die Frankfurter Mainova lehnten eine Stellungnahme am Freitag ab.
Auch Dänen interessiert
Die Partner hatten im Mai beim Bundeskartellamt eine gemeinsame Gesellschaft angemeldet. Ziel des Konsortiums sei, eine Mehrheit an der Thüga zu erwerben, hatte Reuters damals von mehren mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfahren. Möglich sei auch die spätere Hereinnahme eines weiteren Partners, hatte es in Kreisen der Stadtwerke geheißen. So seien mit dem dänischen Versorger Dong Energy Gespräche geführt worden. Dong war immer wieder ein Interesse nachgesagt worden. Die Dänen hatten sich dazu nicht äußern wollen.
Das jetzige Angebot umfasse 90 Prozent an der Thüga, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Einige Stadtwerke, an denen die Thüga beteiligt ist, wollten ihr Vorkaufsrecht nutzen. Diese Anteile summieren sich auf zehn Prozent. E.ON hat in der Thüga Beteiligungen an rund 110 Unternehmen gebündelt, darunter rund 90 Energieversorger. Die Gruppe erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 16,4 Mrd. Euro.
E.ON hatte die Thüga im vergangenen Jahr zur Disposition gestellt. Der größte deutsche Versorger misst der Gruppe im Konzern keine großen Wachstumsmöglichkeiten mehr zu. Dem Bundeskartellamt ist die hohe Zahl von Stadtwerkebeteiligungen von Konzernen wie E.ON und RWE aus Wettbewerbsgründen ohnehin ein Dorn im Auge.