Irak-Gas überrascht Nabucco-Verantwortliche

Teilen

Allein mit Erdgas aus dem aserbaidschanischen Schah-Deniz-Feld im Kaspischen Meer und aus dem Nordirak würde sich die geplante Gaspipeline Nabucco für die Betreiber wirtschaftlich rechnen. Das sagte OMV-Gas&Power-Vorstand Werner Auli bei der European Gas Conference in Wien. Von den rund 17 Mrd. m3 Gas, die Schah Deniz jährlich liefern könne, "wollen wir mindestens 8 Mrd. Kubikmeter für Nabucco haben" und 8 Mrd. Kubikmeter aus dem Irak, sagte Auli.

"Mit dem Irak haben wir anfangs gar nicht gerechnet, das war eine sehr angenehme Überraschung", sagte Auli. Im Nordirak gebe es sehr viel Gas, und der Irak könne dieses Gas nur an die Türkei und Europa liefern.

Auch für die Banken als Kreditgeber sei Nabucco ein sehr attraktives Projekt, denn gebaut werde die Pipeline nur, wenn es im Rahmen des für heuer geplanten Open-Season-Verfahrens genug Interessenten für Verträge mit einer Laufzeit von jeweils 20 Jahren gebe. Zudem sei das Projekt durch Regierungsabkommen gegen politische Risiken abgesichert.

Das Nabucco-Projekt, das geschätzte 8 Mrd. Euro kosten wird, werde aber darüber hinaus noch ein Vielfaches dessen an indirekten Investitionen nach sich ziehen, da solche Infrastruktur-Investitionen für sich alleine keinen Sinn hätten, erklärte Auli und nannte eine Größenordnung von bis zu 40 Mrd. Dollar. Eine Schlüsselrolle komme dabei der Türkei zu, die nicht nur selbst ein riesiger Energiemarkt sei, sondern auch die geografische Brücke zwischen den Lieferländern und den Absatzmärkten darstelle.

Türkische Brückenfunktion

Das unterstrich auch der türkische Staatssekretär im Energieministerium, Metin Kilci. Der Primärenergie-Verbrauch der Türkei werde sich bis 2020 verdoppeln, der Stromverbrauch wachse jährlich um 8 bis 8,5 %. Nur 30 % ihres Gesamtenergiebedarfs können die Türkei durch eigene Produktion decken.

"Daher hat die weitere Diversifizierung der Importe für uns höchste Priorität." Allerdings sei die Türkei aber auch in der günstigen Lage, 72 % der nachgewiesenen weltweiten Öl- und Gas-Reserven praktisch vor ihrer Haustür zu haben. "Das gibt uns die einzigartige Gelegenheit, als Korridor zwischen den Lieferanten und der EU zu fungieren."

Die Diversifizierung der Energiequellen und -routen werde die Zukunft bestimmen, bestätigte auch Wirtschaftsminister Mitterlehner. Allerdings habe sich Österreich nicht nur in den vergangenen Jahrzehnten in hohem Maße auf Russland verlassen, sondern "Russland bleibt das Rückgrat der europäischen Gasversorgung", betonte der Minister.

Den Optimismus des OMV-Gas-Chefs hinsichtlich Nabucco teilt der Energiesicherheitsexperte des Erdöl-Informationsdienstes Platts, John Roberts, nur bedingt. Zweifellos sei es für die EU ökonomisch sinnvoll, Nabucco zu bekommen. Ob das Projekt auch für die Investoren wirtschaftlich Sinn habe, werde allerdings erst die Open Season zeigen. So sei es vorerst noch unklar, wie viel Gas das Transitland Türkei selbst brauchen und bekommen werde.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.