Nach Ansicht des deutschen Klimaforschers Mojib Latif lässt sich die der Welt bevorstehende tiefgreifende Energiekrise nur durch Stromgewinnung aus Sonnenkraft verhindern, am besten mittels Solarthermie-Kraftwerken. In einem Gastbeitrag für "Spiegel Online" schrieb Latif, die Atomenergie könne nicht die Lösung sein, da sie nicht nachhaltig sei. Es kämen daher nur die regenerativen Energien als Alternative in Frage.
"Die Sonnenenergie steht praktisch unbegrenzt auf der Erde zur Verfügung, die Technik zu ihrer Nutzung existiert, und sie ist auch bezahlbar, wenn man den technologischen Fortschritt berücksichtigt", betonte Latif. Pro Jahr gingen 630.000 Terawattstunden an ungenutzter Sonnenstrahlen-Energie auf die Wüsten in Nahost und Nordafrika nieder. Zum Vergleich: Ganz Europa verbrauche pro Jahr etwa 4.000 Terawattstunden.
Würde man auf etwa 20.000 Quadratkilometern der nordafrikanischen Wüste Solarthermie-Kraftwerke aufstellen, ließe sich daraus theoretisch so viel Strom gewinnen, um den Bedarf Europas zu decken. Der gewonnene saubere Strom würde mit Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen nach Europa transportiert werden.
Salzspeicher garantieren Nachtbetrieb
Solarthermie-Anlagen funktionierten nach dem Prinzip: Gebündelte Sonnenstrahlen, von Parabolrinnen-Spiegeln konzentriert, erhitzen Wasser, Dampf treibt Turbinen an, und diese erzeugen Strom. Ein Solarthermie-Kraftwerk könne auch bei Nacht funktionieren, mittels Salzspeichern, die die am Tag erzeugte Wärme für einige Stunden festhalten.
Die Technologie sei alt und bewährt, so der Klimaforscher am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften der Universität Kiel: "In Kalifornien erzeugen Solarthermie-Kraftwerke seit den achtziger Jahren Strom. In Südspanien wurden kürzlich drei neue Kraftwerke gebaut.
Solarthermie habe auch Vorteile gegenüber Photovoltaik: Sie sei günstiger und nicht so wartungsintensiv. Außerdem benötigten Solarzellen teure Speicher für den Strom, um eine Versorgung bei Nacht zu gewährleisten.
Kritiker würden die Gefahr von Abhängigkeit von den politisch eher instabilen Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens sehen, räumte Latif ein. Zudem könnte das Leitungsnetz Ziel von Terroristen sein - die Stromversorgung Europas wäre im Falle eines Anschlags gefährdet. Dem stehe allerdings entgegen, dass die Sonnenenergie die Möglichkeit biete, den Nord-Süd Konflikt zu entschärfen, der eine Gefahr für den Weltfrieden darstelle.