Die EU-Kommission hat den Einfluss von Liquefied Natural Gas (LNG) auf die europäische Energieversorgung untersuchen lassen. Zentrales Ergebnis dabei ist, dass LNG auf absehbare Zeit eine teure Energieform bleiben wird. Schlüsselfaktoren werden weiterhin Leistbarkeit und geopolitische Auswirkungen bleiben. Die Kommission will die Untersuchung als Diskussionsbeitrag zur EU-Energiepolitik gesehen wissen.
Angesichts äußerst volatiler Energiepreise und dem russisch-ukrainischen Gasstreit zu Beginn des Jahres wurde die Diskussion über die Versorgungssicherheit der EU, die Abhängigkeit von Gaslieferanten und die fehlende Diversität bei der Gasversorgung intensiv geführt. Für viele stellt LNG eine attraktive Alternative zur klassischen Pipelineversorgung dar. Das hat laut der Untersuchung dazu geführt, dass LNG im vergangenen Jahrzehnt zu einer der raschest wachsenden Energiequellen wurde.
Sicherheit und Diversifizierung
Mittlerweile macht LNG laut der Erhebung 15 Prozent der Gasimporte der EU aus. Das stabilisiere und diversifiziere wohl die Gasversorgung, gleichzeitig seien die LNG-Importe nur auf eine kleine Anzahl von Lieferantenländern eingeschränkt. 85 Prozent des weltweiten LNG-Markts werde von den Mitgliedern des Gas Exporting Countries Forums (GECF) kontrolliert. Daher sei die Gefahr groß, sich von einer Abhängigkeit in die andere zu begeben.
Weiters würden LNG-Projekte immer noch zu den teuersten und kompliziertesten Energieprojekten zählen. Die EU müsse sich somit auf weiterhin hohe Energiepreise einstellen, wenn sie verstärkt auf LNG-Verschiffung setzen will. Das müsse letztlich in die Überlegungen einfließen, wie sich künftig der "Fossilen-Mix" der EU zusammensetzen soll.
Mehr Treibhausgase
Nicht unwichtig erscheint es der Kommission darauf hinzuweisen, dass laut der Untersuchung die LNG-Versorgung energie- und treibhausgasintensiver als die Pipelineversorgung ist. Das sei auf zusätzliche Verfahrensschritte bei der Herstellung von LNG zurückzuführen. Die Differenz ist bei der Energie- größer als bei der Treibhausgasperformance. Das liege vor allem an dem unvermeidlichen Methanausstoß durch Lecks an den Pipelines. Konkurrenzfähig sei LNG dann, wenn man es mit weit abgelegenen Pipelines vergleiche oder es noch verflüssigt bis zum Endkunden gebracht und dort wieder "regasifiziert" werde, schreibt die Kommission.
Bessere Qualität
Bei der Qualität habe LNG die Nase vorne. Es ist reiner, stabiler und hat einen höheren Methan- und Energiegehalt. Die bessere Qualität schlage sich somit auch im Energie- wie auch im Treibhausgaspreis nieder. Ein Kostenproblem stelle weiters dar, dass Endkundengeräte in der EU zumeist auf die niedrigere Qualität des Pipelinegases ausgelegt seien. Da anzunehmen sei, dass die LNG-Importe weiter zunehmen werden, müsse die EU überlegen, die Qualitätsspezifikationen für Gas zu ändern oder eigene Anwendungen für LNG zu entwickeln - etwa als spezieller Treibstoff für Transporter und Groß-LKWs.
Weiters seien die Kosten für die Verschiffung schwer kalkulierbar. Die Verschiffung sei eindeutig der volatilste Teil des LNG-Preises. Damit steht und fällt die Wettbewerbsfähigkeit von verflüssigtem Gas. Es scheine ziemlich unwahrscheinlich, dass es durch LNG zu einer höheren Verschiffungs-Dichte kommen werde, sogar wenn durch eine erhöhte Nachfrage mehr Schiffe gebraucht würden. Dazu könnte es der Meinung der Kommission nach nur kommen, wenn schnell strengere Regeln für den LNG-Transport erstellt würden. Andererseits würde eine erhöhte LNG-Verschiffung allein durch die Instandhaltung der Schiffe vor allem in den Häfen Südeuropas zusätzliche Arbeitsplätze bringen.