Ost-West-Röhre

Nabucco-Chef: Werden Pipeline "leicht füllen"

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Das Nabucco-Konsortium sieht sich bei der Realisierung seines Pipeline-Projektes nach der Ratifikation des zwischenstaatlichen Regierungsabkommens durch alle Transitländer im Zeitplan. Im August oder September wollen die Betreiber mit dem "Open-Season-Prozess" beginnen, bei dem Händler die Transportkapazitäten buchen können.

Mit der endgültigen Investitionsentscheidung rechnet der Nabucco-Geschäftsführer Reinhard Mitschek wie geplant bis zum Jahresende 2010. Auch bei der Finanzierung des Projektes sehe es "vielversprechend" aus. Neben der EIB, die bis zu einem Viertel des rund 7,9 Mrd. Euro teuren Projekts mitfinanzieren will, führe man Gespräche mit der EBRD, der Weltbank und internationalen Exportförderbanken. Auch mit der österreichischen Kontrollbank sind Verhandlungen geplant. 200 Mio. Euro an Förderung hat die EU-Kommission bereits genehmigt.

Auswirkungen der internationalen Wirtschaftskrise auf die geplante Pipeline unter Federführung der OMV erwartet Mitschek nicht. Die Güterpreise würden wieder zurückkommen und die Banken seien an langfristigen Infrastrukturprojekten interessiert. Daher erwarte er derzeit keine Verteuerung des Projekts.

Für die laufenden Finanzierungsgespräche sei die Ratifizierung des zwischenstaatlichen Regierungsabkommens sehr hilfreich - zuletzt hatte die Türkei Anfang März das Abkommen als letztes aber auch wichtigstes Transitland unterzeichnet. Damit wird ein 50-jähriger Rechtsrahmen für die Pipeline geschaffen. Nun werde das vorgesehene Nabucco-Komitee gebildet, in das Vertreter der Transitländer entsandt werden. Sie sollen die Umsetzung des Abkommens überwachen.

Die Kritik, dass der geplanten Nabucco-Pipeline die Gasquellen fehlen würden, lässt Mitschek nicht gelten. "Wir werden die Nabucco ganz leicht füllen", zeigt er sich optimistisch. Der deutsche Energiekonzern RWE, der dem Nabucco-Konsortium angehört, bemüht sich vor allem um Gaslieferungen aus Aserbaidschan und Turkmenistan. Laut früheren Berichten rechnet RWE mit 10 Mrd. Kubikmetern Gas aus Turkmenistan.

Außerdem hat der Essener Konzern mit dem aserbaidschanischen Unternehmen Socar eine Absichtserklärung über die Exploration des Gasfeldes Nachitschewan unterzeichnet, berichteten lokale Medien. Der Produktionsvertrag ("Production Sharing Agreement") soll innerhalb eines Jahres unterzeichnet werden. Danach kann mit den Erkundungsarbeiten begonnen werden.

Außerdem konzentrieren sich die OMV und der ungarische Konsortialpartner MOL auf Quellen im Irak, betonte der Nabucco-Geschäftsführer. Nach wie vor sei der Start des Projekts für Ende 2014 anvisiert. Dann soll die Nabucco zunächst mit einer jährlichen Transportkapazität von 10 Mrd. Kubikmetern starten und diese sukzessive auf 31 Mrd. Kubikmeter erhöhen.

Dass einige Transitländer wie etwa Bulgarien und Rumänien auch am russisch-italienischen Pipelineprojekt South Stream beteiligt sind, störe das Nabucco-Konsortium nicht. Die Nabucco habe einen Business-Plan und das multilaterale Regierungsabkommen schon unter Dach und Fach. Außerdem sei die Nabucco bei einem Kostenvergleich durchaus "ein wettbewerbsfähiges Projekt", so Mitschek. Die Investitionskosten von South Stream werden auf 25 Mrd. Euro geschätzt.

Als größte Herausforderung für die Realisierung des Projekts sieht der Nabucco-Geschäftsführer die Koordination der zahlreichen involvierten Partner des Projekts - neben den Konsortialgesellschaften auch der politisch Verantwortlichen sowie der Geldgeber - um das Projekt zeitgerecht umzusetzen. Für die Bauarbeiten und die Materialbeschaffung werde eine internationale Ausschreibung notwendig werden, meint Mitschek.

Die geplante Gaspipeline Nabucco soll eine Länge von rund 3.300 km haben und Gas aus dem kaspischen Raum nach Mitteleuropa bringen. An dem Projekt sind neben der OMV, RWE und MOL auch die türkische Botas, die Bulgarian Energy Holding sowie die rumänische Transgaz zu gleichen Teilen beteiligt. Der Baubeginn ist für das kommende Jahr anvisiert.

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