Proglio wird neuer EdF-Chef

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Nach wochenlangen Spekulationen steht die neue Nummer eins des französischen staatlichen Stromriesen Electricite de France (EdF) fest: Der bisherige Chef des Dienstleisters Veolia Environnement, Henri Proglio, übernimmt die Führung des staatlichen Konzerns - darauf einigte sich der Verwaltungsrat des weltgrößten Atomstromkonzerns.

Wirtschaftsministerin Christine Lagarde sagte, der EdF-Konzern müsse unter neuer Führung vor allem seine Kernkompetenz Atomenergie stärken. Der 60-jährige Proglio löst Pierre Gadonneix ab, dessen Vertrag im November ausläuft. Gadonneix hatte sich Chancen auf eine Wiederwahl offenbar dadurch verbaut, weil er im Frühjahr - mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise - bis zu zwanzigprozentige Strompreiserhöhungen forderte. Angelastet wird Gadonneix unter anderem auch die 13,5 Mrd. Euro teure Übernahme von British Energy, die zur Verdoppelung des Schuldenbergs auf 36 Mrd. Euro beitrug. Als Nachfolgerin war unter anderem auch die Chefin des französischen Atomkonzerns Areva gehandelt worden, Anne Lauvergeon.

Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte die Personalwahl nach einem Gespräch mit Proglio getroffen. Premierminister Francois Fillon versprach aber eine Anhörung Proglios im Parlament.

Langer Forderungskatalog

Proglio hatte die Regierung im Vorfeld der Entscheidung durch seine Forderungen verärgert. Er wollte demnach Vorsitzender des Veolia-Verwaltungsrates bleiben und die beiden Konzerne nach dem Vorbild des Konkurrenten GdF Suez aneinander annähern. Lagarde sagte, sie schließe von vornherein nichts aus, wolle aber "aufgrund der Akten" sehen, wie es weitergehen werde. Sie halte es für wichtig, "das Herz" von EdF zu stärken und "in aller Welt zu zeigen, welche Kernkraftkompetenzen Frankreich hat".

EdF gehört zu 84 Prozent dem französischen Staat und hat bei der Stromversorgung in Frankreich praktisch noch ein Monopol. Der Konzern betreibt landesweit 19 Atomkraftwerke mit 58 Reaktoren, die 86 Prozent des Stroms von EdF liefern. In Österreich hält EdF eine Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktien an der Energie Steiermark.

Proglio steht seit neun Jahren an der Spitze des Dienstleisters Veolia, der in den Bereichen Wasser, Umweltservice, Energie und Verkehr tätig ist und weltweit 336.000 Menschen beschäftigt. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei gut 36 Mrd. Euro. Veolia macht 12,6 Mrd. Euro Umsatz mit Leitungswasser, 10,1 Mrd. Euro mit Müll, 7,5 Mrd. Euro mit Energiediensten und 6,1 Mrd. Euro mit Verkehrsbetrieben. Die Schulden liegen bei 16,8 Mrd. Euro. Proglio will den Konzern an EdF anlehnen und vor Übernahmen durch ausländische Konzerne schützen. Veolia könnte EdF-Aktiva wie die Beteiligung am Energiedienstleister Dalkia kaufen und mit Aktien bezahlen. Der Staat könne am Ende über EDF und die Bank CDC ein Viertel der Veolia-Anteile halten.

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