Der Uran-Produzent Südafrika will den Aufbau einer exportfähigen Atomindustrie vorantreiben. Auf einer Konferenz in Johannesburg betonte die zuständige Ministerin für öffentliche Unternehmen, Barbara Hogan, dabei sei der vom Kap-Staat entwickelte Mini-Reaktor (PBMR) unabdingbar. "Der PBMR dürfte eine wichtige Voraussetzung beim Aufbau einer starken nuklearen Basis sein", meinte sie. Ziel seien nukleare Einrichtungen, die mit Blick auf den Export Weltklasse seien und Arbeitsplätze schafften.
Beim PBMR handelt es sich um eine in Deutschland aufgegebene Technologie, die in Südafrika als Kugelhaufenreaktor (PBMR) weiterentwickelt wurde. Das Schwellenland hatte sich in den 1990er Jahren die Lizenzen für den Hochtemperaturreaktor (HTR) gesichert, in dem in physikalischen Prozessen Uranatome im Inneren von rund 370 000 Kugeln gespalten werden. Die entstehende Hitze heizt durch den Kessel geleitetes Helium auf, das zur Erzeugung von Strom durch eine Gasturbine geleitet wird. Der PBMR soll in seiner neuen Konfiguration sowohl Strom wie Prozesswärme erzeugen. An der Entwicklung ist auch der Wiesbadener Kohlenstoff-Experte SGL Carbon beteiligt.
Im März hatte der Kap-Staat eigenen Nuklear-Brennstoff produziert. Er ist in tennisballgroße Graphitkugeln eingebettet, in denen sich jeweils 15 000 winzige, aus Sicherheitsgründen vierfach ummantelte Uranoxid-Körner befinden. Die PBMR-Entwicklung war durch finanzielle Probleme vorübergehend ins Stocken geraten und neu ausgerichtet worden. Nach Angaben der Betreiberfirma PBMR dürfte der neue Prototyp DPP 200 (Demonstration Power Plant/200 Mega-Watt) kaum vor 2014 fertiggestellt sein. Allein in Afrika gebe es 13 Staaten, die den Einstieg in den Atomstrom planten, sagte PBMR-Chef Jaco Kriek.
Südafrika produziert 94 Prozent seiner Energie aus Kohle, fünf Prozent aus dem in den 1980er Jahren gebauten Atomkraftwerk Koeberg (Afrikas einzigem kommerziellen AKW) und 1 Prozent aus erneuerbarer Energie.