Der Verbund hat mit Siemens, Magna, KTM, AVL und AIT die Plattform "Austrian Mobile Power" ins Leben gerufen: Bis 2020 will die erste überregionale Initiative für Elektromobilität 50 Mio. Euro investieren - 100.000 Elektrofahrzeuge sollen so auf die rot-weiß-roten Strassen gebracht werden. Damit könnte eine Gesamtinvestition von 5 Mrd. Euro ausgelöst werden.
"Wir haben in Österreich die besten Voraussetzungen, ein auf erneuerbaren Quellen beruhendes neues Verkehrssystem auf die Beine zu stellen. Nutzen wir diese einmalige Chance: Tanken wir in Zukunft günstiger, fahren wir abgasfrei und leise und trotzdem ausreichend flott und weit genug", ist Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber euphorisch.
Schrittweise Umsetzung
"Austrian Mobile Power" wirdl stufenweise umgesetzt. Bis Jahresende sind der Abschluss verbindlicher Verträge sowie die Vorbereitung der Pilotphase vorgesehen. Diese beginnt 2010 mit einer Testflotte von 100 E-Fahrzeugen in mindestens einem noch auszuwählenden Ballungsraum. In diesem sollen dann bis 2012 bis zu 1.000 E-Kfz unterwegs sein. Parallel dazu soll Schritt für Schritt die zugehörige Infrastruktur eingerichtet werden, vor allem die Stromtankstellen und Abrechnungssysteme, etwa via Mobilfunk.
Spätestens ab 2013 dürften weltweit moderne, verbrauchsarme und reichweitenstarke Elektro-Autos in entsprechender Zahl zum Kauf oder via Leasing angeboten werden. Dann beginnt bei "Austrian Mobile Power" die Rollout-Phase, in der zunächst bis zu 10.000 Fahrzeuge in der Modellregion angestrebt werden. Dann ist eine sukzessive Steigerung auf 100.000 E-Kfz bis 2020 vorgesehen.
Einer groben Kosten-Kalkulation zufolge belaufen sich die Investitionskosten auf 5 Mrd. Euro; davon entfallen allein 4 Mrd. auf die Fahrzeuge, 200 Mio. auf Infrastruktur, 400 Mio. auf die Stromerzeugung sowie je 50 Mio. auf die bereits erwähnten Entwicklungskosten und die Betriebskosten der Infrastruktur.
Der Verbund koordiniert die Plattform inklusive möglicher neuer Partner, sucht Modellregionen, bietet die Beschaffungslogistik für die E-Fahrzeuge der Pilotphase, stellt die nötige erneuerbare Energie zur Verfügung, unter anderem durch mehrere Solartankstellen, untersucht das Konsumentenverhalten sowie Finanzierungs- und Abrechnungsmodelle über die gesamte Wertschöpfungskette.
Ausreichend "Grünstrom" vorhanden
Die von "Austrian Mobile Power" angestrebten 100.000 E-Autos benötigen jährlich 200 Mio. kWh Strom. Diese Menge wird allein der Verbund noch heuer zusätzlich aus heimischer erneuerbarer Energie gewinnen, und zwar durch neue Wasserkraftwerke bzw. Erweiterung oder Erneuerung von bestehenden Anlagen.
Bis 2015 errichtet bzw. plant der Verbund neue Wasserkraftwerke in Österreich, mit denen jährlich zusätzlich fast 900 Mio. kWh Strom erzeugbar sind. Dazu kommen 100 Mio. kWh, die der Verbund zusätzlich in den kommenden Jahren aus heimischer Windkraft gewinnen will. Somit kann allein der Verbund 2015 eine Mehrerzeugung an Strom aus heimischen erneuerbaren Energiequellen von 1 Mrd. kWh anbieten; damit können 500.000 Elektro-Autos in Österreich betrieben werden.
Spielwiese für Smart Grids
Siemens Österreich-Chefin Brigitte Ederer freut sich vor allem, das bei Siemens Österreich aufgebaute Know-how im Bereich der intelligenten Stromnetze, der Smart Grids, in die Plattform einbringen zu können. Siemens engagiert sich in der Austrian Mobile Power auch bei den Ladestationen und der Systemarchitektur.
Ein wichtiges Zukunftsthemen sind die E-Autos auch für den Plattform-Partner Magna, der in allen Bereichen des Elektrofahrzeugs führend engagiert ist: Von der Entwicklung von Elektro-Gesamtfahrzeugkonzepten bis zur Produktion von Komponenten und Systemen sowie deren Fahrzeug-Integration. Verstärkt geforscht wird bei Magna auch an Hybridlösungen für den Antriebsstrang: Magna Steyr ist in der Lage, aus jeglichem Basisfahrzeug eine Hybridvariante von Mild- bis Full-Hybrid zu entwickeln. Zudem widmet Magna der Lithium-Ionen-Batterie als "Schlüsseltechnologie" für Elektrofahrzeuge große Aufmerksamkeit.
Zero Emission Vehicles von KTM
Auch KTM-Chef Stefan Pierer ist überzeugt, "aufgrund unserer zahlreichen Kompetenzen in den für diese Initiative wichtigen Bereichen eine Führungsrolle übernehmen" zu können. Schon 2008 präsentierte KTM den Prototypen eines "Zero Emission" Bikes - ein geräuschloses und emissionsfreies Enduro-Motorrad, das eine klare Richtung für die Motorrad-Technologie von Morgen vorgibt. Das neuartige Antriebskonzept, das KTM mit Arsenal Research entwickelt hat, soll in absehbarer Zeit in Serie produziert werden. In der KTM-Entwicklungsabteilung existieren darüber hinaus bereits jetzt zahlreiche Konzepte für drei-, aber auch vierrädrige Elektrofahrzeuge, die urbane Mobilität abseits eingefahrener Muster ermöglichen sollen.
Neue Antriebskonzepte von AVL
Über umfassende Erfahrungen auf dem Gebiet der Elektrifizierung des Antriebs verfügt auch AVL, die in der Plattform „Austrian Mobile Power“ eine bedeutende Rolle als Technologie-Partner spielt. AVL-Chef Helmut List ist überzeugt davon, dass "die Zukunft der Elektrifizierung gehört". Wie auch bei Magna sieht man bei AVL "den Schlüssel beim Elektroantrieb" in der Batterie: "AVL konzentriert sich einerseits auf die Optimierung der Batterie an sich, andererseits auf Systementwicklungen wie Range Extender, um die Anforderungen an die Batterie zu reduzieren", so List. Mit dem Einsatz des AVL Pure Range Extenders ist es möglich, die Reichweite von Elektrofahrzeugen auszuweiten und Batteriegröße sowie -kosten zu senken. Der AVL Pure Range Extender verfügt über einen Generator, der bei Bedarf Strom erzeugt und Elektrofahrzeugen eine Reichweite wie bei konventionellen Fahrzeugen ermöglicht.