Laut RBI-Analyse

Handelskonflikte größtes Risiko für Kapitalmärkte

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An Aktienmärkten überwiegen Risikofaktoren; über Sommermonate schwächere Indizes erwartet.

RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek (Bild) sieht im von den USA ausgehenden Handelskonflikt das größte Risiko für die Entwicklung der internationalen Kapitalmärkte. Die ökonomischen Fakten seien dagegen "gar nicht so schlecht", sagte Brezinschek am Mittwoch bei der Präsentation der RBI-Kapitalmarktstrategie für das dritte Quartal. Die Aktienmärkte dürften deshalb über die Sommermonate weiter korrigieren.

Zu den fast schon nicht mehr überschaubaren politischen Risiken zählt Brezinschek etwa in Europa die politische Lage in Italien und auch die ungelöste Regierungssituation in Deutschland, die zu einer Blockade der EU führen könnte. Dazu kämen noch zahlreiche außereuropäische politische Risiken.

Die wirtschaftliche Entwicklung sei dagegen nicht so schlecht. In der Eurozone etwa sollte die Wirtschaft nach 2,6 Prozent im Vorjahr heuer um 2,3 Prozent und im kommenden Jahr um 1,7 Prozent wachsen. In Österreich gebe es aufgrund starker Bruttoanlageninvestitionen sogar eine Sondersituation: Hier erwartet Brezinschek für heuer wie im Vorjahr ein BIP-Plus von 3,0 Prozent und 1,9 Prozent für 2019.

In der CEE-Region dürfte der Wachstumsvorsprung gegenüber der Eurozone weiter anhalten. Enttäuschen würden nur Russland mit unverändert 1,5 Prozent im Jahr 2018 und die Türkei - aber auf hohem Niveau - mit heuer 4,0 Prozent nach 7,4 Prozent im Vorjahr. In Summe werde das Wirtschaftswachstum weltweit auch 2019 über dem Potenzialwachstum liegen.

2020/2021 wird es spannend

Eine interessante Entwicklung erwartet Brezinschek ab 2020/2021 für Osteuropa aufgrund der Neuverteilung der EU-Kohäsionsmittel, die aber erst nach den EU-Wahlen im kommenden Jahr beschlossen werden dürfte. Die Gesamtsumme dürfte zwar nur minimal von 335 auf 329 Mrd. Euro sinken, für zentral- und osteuropäische Länder aber von 175 auf 160 Mrd. Euro zurückgehen. Bezogen auf das BIP bedeute dies für die CESEE-Länder sogar einen Rückgang von 28 auf 18 Prozent, was einer wirtschaftlichen Kürzung von 30 bis 35 Prozent entspreche. Der Wachstumsbeitrag dieser Fördermittel könnte von 0,3 bis 0,8 auf 0,2 bis 0,4 Prozent zurückgehen. Die Länder könnten aber mehr Mittel über andere EU-Fonds aufnehmen, relativierte Brezinschek die möglichen negativen Auswirkungen.

Von der geldpolitischen Seite erwartet sich Brezinschek für die Sommermonate eine neutrale Tendenz. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) sei bis zum Sommer 2019 nichts zu erwarten. Die EZB werde mit ihrem Anleihenkaufprogramm ein "Big Player" auf dem Rentenmarkt bleiben. Auf der Währungsseite bleibe der US-Dollar unterstützt, 2019 sollte der Euro aber gegenüber der US-Devise wieder in Richtung 1,25 anziehen. Die osteuropäischen Währungen befänden sich im Schlepptau des etwas angeschlagenen Euro.

Am Rentenmarkt profitierten von der unsicheren politischen Lage in Italien neben Deutschland auch Österreich, wo die Renditen niedriger als erwartet seien. Zehnjährige italienische Staatsanleihen sollten bis Mitte 2019 von aktuell 2,56 noch auf 3,5 Prozent anziehen. Damit würden sie - wie auch für Griechenland - nur knapp über den US-Zinsen liegen, was ein verzerrtes Risiko/Ertrags-Verhältnis sei. Der Grund dafür liege in der "verzerrten" EZB-Politik.

Risikofaktoren dominieren Börsenhandel

Auf den Aktienmärkten überwiegen derzeit die Risikofaktoren, so Brezinschek. Nicht nur seien saisonal die Sommermonate schwache Monate - "auch das Sentiment macht uns vorsichtig". Obwohl die Gewinndynamik der Unternehmen noch nicht am Ende angelangt sei, dürfte die Korrekturphase überwiegen. Die Gewinndynamik dürfte aber noch drei bis vier Quartale lang anhalten. Bis zum Jahresende sollten die Indexstände wieder höher liegen.

Auch der österreichische Aktienmarkt leide unter dem aktuellen politischen Umfeld, so Stefan Maxian, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank (RCB) - bis heute hat der Leitindex ATX seit Jahresbeginn bereits knapp 6 Prozent verloren und liegt nur mehr knapp über der 3.200-Punkte-Marke. Per Jahresende 2018 dürfte der ATX wieder bei 3.500 Punkten liegen. Die Variation innerhalb der ATX-Titel sei groß, mit dem Versorger Verbund und dem Ölindustriezulieferer SBO an der Spitze. Am unteren Ende liegen AT&S und voestalpine. Das Bewertungsniveau sei günstig, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liege mit etwa 11 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt von 12 Prozent. Die Gewinnentwicklung sei solide. Nach 40,6 Prozent erwartet Maxian für heuer 8,6 Prozent.

Sowohl für den österreichischen als auch für die osteuropäischen Aktienmärkte erwartet Maxian über die Sommermonate eine schwächere Performance. Zu Jahresende hin sei dann wieder mit einem Aufschwung zu rechnen. Unter den Einzeltiteln sollten von der anhaltenden Baukonjunktur Palfinger und Strabag profitieren. Unter den anderen von der RBI analysierten Märkten werden nur Russland und die Türkei zum "Kauf" empfohlen.

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