"Lage ist dramatisch"

Gastronomie: Zulieferer schlagen Alarm

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Restaurants und Hotels werden für den Lockdown entschädigt. Ihre Lieferanten hingegen schauen weitgehend durch die Finger.

Vergessene Branche. Die Schließung der Gastronomie und Hotellerie bis -mindestens -in den Jänner trifft auch deren Zulieferer ins Mark. Getränkeund Lebensmittellieferanten, aber auch Textilreinigungen und technischen Ausrüster (etwa für Kassensysteme) brechen die Umsätze komplett weg, wenn bei ihren Kunden das Geschäft auf Eis liegt. Während Restaurants und Hotels aber vom Staat geholfen wird (Stichwort Umsatzersatz), schauen die Zulieferer bislang weitgehend durch die Finger. Da sie nicht behördlich geschlossen wurden, erhalten sie so gut wie keine Ersatzleistungen.

Zulieferer aus den verschiedensten Branchen, darunter große Marken und heimische Traditionsunternehmen, haben sich nun zusammengetan, um auf die Situation aufmerksam zu machen. "Die aktuelle Lage ist für viele Zulieferer dramatisch", sagt Christina Meinl, fünfte Generation von Julius Meinl Kaffee. Meinl Kaffee hatte im 1. Lockdown Einbußen im Gastrobereich von über 90 %. Bislang konnten alle Arbeitsplätze erhalten bleiben - der erneute Lockdown trifft hart.

Meinl: »Aktuelle Lage ist für viele Zulieferer dramatisch«

Ähnliches gilt für Almdudler. 75 %weniger Absatz in der Gastronomie im 1. Lockdown und in den Monaten danach, auch im Handel gab's Verluste: Wenn weniger Leute unterwegs sind und keine Touristen da, fällt ein Großteil spontaner Käufe weg. Die Ottakringer Brauerei wiederum erwartet für das Geschäftsfeld Gastronomie für 2020 einen Rückgang von über 50 %. Und da es seit März keine Events gibt, muss Ottakringer in diesem Segment 2020 einen Umsatzrückgang von 95 %einkalkulieren.

Für auch viele kleinere Familienbetriebe -darunter etwa Fleischhauer, Bäcker - kratzt die aktuelle Situation an der Existenz. Zigtausende Arbeitsplätze hängen an den Gastro-Zulieferern. Ein INSI-DER-Rundruf zeigt: überall Umsatzeinbrüche in extremer Größenordnung im Gastro-Segment. So gab's beim vielfach preisgekrönten Schnapsbrenner Hans Reisetbauer im November ein Umsatzminus von 51 %gegenüber dem Vorjahr, beim Weinhandelshaus Döllerer waren es 75 %.

Gleichbehandlung. Worum es allen geht: Dass auch sie bei den staatlichen Hilfen berücksichtigt werden. "Wir möchten die Regierung bitten, auf diese wichtigen Branchen nicht zu vergessen", appelliert Christina Meinl. "Das wäre im Sinne einer Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer nur gerecht und ist auch eine Voraussetzung, dass die Gastronomie eines Tages wieder reibungslos öffnen kann."

Wann diese Wiedereröffnung sein wird, ist schwer abschätzbar. Dass die Lokale tatsächlich am 7. Jänner wieder aufsperren dürfen, halten viele angesichts der Infektionszahlen für fraglich und stellen sich auf eine noch längere Durststrecke ein. "Ich halte es sogar für möglich, dass die Gastronomie erst nach Ostern wieder aufsperren darf", sagt Top-Gastronom Hans Figlmüller 

Angela Sellner 

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