Sechs europäische Länder haben sich bei der Erforschung und Behandlung seltener Krankheiten auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Wegen der geringen Fallzahlen werden diese Erkrankungen bei der Vergabe von Forschungsmitteln oft nicht berücksichtigt und fehlt den Ärzten die Erfahrung. Mit international ausgerichteten Kompetenzzentren soll das nun verbessert werden.
Darauf haben sich am 24. und 25. August Experten aus Deutschland, Italien, Österreich, Slowenien, Tschechien und Ungarn bei einem informellen Treffen in Salzburg geeinigt. Wegen der geringen Zahl an Krankheitsfällen "ist in diesem Bereich der medizinische Fortschritt langsamer als er eigentlich sein könnte, und es besteht ein relativ hohes Risiko, dass eine seltene Krankheit erst verspätet erkannt und auch nicht optimal behandelt wird, sagte Günther Leiner, der Präsident der European Health Forum Gastein (EFGH), das gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium die Tagung heuer als Nachfolge des letztjährigen Treffens zahlreicher EU-Gesundheitsminister in Salzburg organisiert hatte.
Neue Anforderungsprofile
Vereinbart wurde, dass die Staaten nun Anforderungsprofile erarbeiten, die von den Kompetenzzentren erfüllt werden müssen. In jedem der beteiligten Länder werden Kompetenzzentren zu bestimmten Krankheiten eingerichtet. Primär sollen bereits bestehende spezialisierte Kliniken und Institute eingebunden werden, um vorhandenes Wissen möglichst effizient zu nutzen. Die Vernetzung dieser Kompetenzzentren soll insbesondere einen verstärkten Know-how-Transfer ermöglichen.
Patienten sollen unkompliziert die Leistungen auch in ausländischen Kompetenzzentren in Anspruch zu nehmen können. Weiters soll der Aufbau einer Patientendatenbank eine bessere Basis für Studien und Forschungsprojekte schaffen. Außerdem soll in jedem Land eine Koordinationsstelle eingerichtet werden, an die sich Ärzte und Patienten wenden können.
Weitere interessierte Länder können jederzeit in das Programm einsteigen. "Kleinere Staaten haben durch die Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Krankheiten besonders große Vorteile, daher wollen wir hier eine Vorreiterrolle spielen", so Robert Schlögel vom Gesundheitsministerium. Ziel ist es, dass die ersten Kompetenzzentren schon ab 2010 zertifiziert werden.