Wiener Spitalsärzte fordern mehr Geld für Gesundheit

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Mit einer Zahl von rund 7.000 sind die angestellten Ärzte in Wien eine der größten Mediziner-Gruppen. Jetzt äußern sich die Spitalsärzte der Bundeshauptstadt direkt gesundheitspolitisch. Sie haben ein Manifest mit Grundsätzen und Forderungen erstellt. Darin geht es auch um mehr Geld für die Gesundheit und um eine Verbesserung des Fortbildungswesens, für das die Spitalserhalter Geld bereitstellen sollen.

"Manifest der Wiener angestellten Ärztinnen und Ärzte zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung", lautet der Titel des Papiers, dass die Sektion der angestellten Ärzte in der Wiener Ärztekammer verabschiedet hat. Sektionsobmann Thomas Szekeresz, zugleich Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, sagt: "Begonnen hat die Arbeit daran nach der Erstellung des gesundheitspolitischen Konzeptes der Wiener Ärztekammer, das im vergangenen Jahr präsentiert worden ist."

Nicht das Geld, sondern der Dienst am Menschen soll für die Spitalsärzte im Vordergrund stehen: "Wir, die angestellten Wiener Ärztinnen und Ärzte, fühlen uns den Grundsätzen des Humanismus verpflichtet und stellen den Menschen in den Mittelpunkt unseres Handelns. Wir bekennen uns zur bestmöglichen medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Der offene Zugang zu ärztlicher Betreuung und Vorsorge muss für alle Mitmenschen - ohne Ansehen der Person, ihrer Herkunft, eines religiösen Bekenntnisses, des Alters und der Einkommenssituation - gewährleistet sein. (...).

Das wird laut den angestellten Ärzten in Zukunft auch mehr Geldmittel erfordern. Das Dokument: "Die zunehmende Lebenserwartung der Menschen stellt eine der wesentlichsten Herausforderungen der Gesellschaft, des Gesundheitswesens und der Medizin dar. Wir fordern daher eine diesem Bedarf entsprechende Erweiterung der medizinischen, pflegerischen und sozialmedizinischen Ressourcen in allen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung."

Anzustreben sei ein weiterer Ausbau der Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten. Dann die Forderung: "Aus- und Fortbildung sind wesentliche Voraussetzungen für Qualität im Gesundheitswesen. Wir fordern dafür ausreichend Zeit und finanzielle Mittel. Forschung und Lehre sind für die Weiterentwicklung der Medizin unabdingbar. Die Rahmenbedingungen dafür sind zu verbessern."

Fortbildung hintangestellt

Szekeresz: "Aus- und Fortbildung erfolgen oft in der Freizeit. Die Dienstgeber können dafür nicht ausreichend zahlen, wenn die Pharmaindustrie das zahlt, ist es illegal. Doch für Kollegen am Beginn ihrer Karriere sind Kongressreisen oft unerschwinglich. Auch die Forschung an den Universitätskliniken am AKH erfolgt zu einem Großteil in der Freizeit. Der Personalstand ist so reduziert, dass wir 150 Ärzte zusätzlich brauchen würden." Diese Forderung gehe vordringlich an Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V).

Das gelte auch für die Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeiten für Ärzte. Szekeresz: "Die Gemeinde Wien mit ihren Spitälern hält diese Regelungen zum größten Teil ein. Hier ist das Problem bei uns an den Universitätskliniken am AKH." Deshalb heißt es in dem Manifest: "Wir fordern eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die angestellten Ärztinnen und Ärzte. Darunter verstehen wir vor allem die Einhaltung des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes (KAAZG), genügend lange Regenerationsphasen, ausreichend Zeit für Weiterbildung und Wissensaneignung sowie eine der Leistung, dem Risiko und der Haftung entsprechende Bezahlung."

Im Spitalswesen sollten schließlich die Ärzte vermehrt in Spitzenpositionen zu finden sein: "Wir treten für eine Entbürokratisierung des Gesundheitswesens ein. Medizinische Erfordernisse sind ausschließlich durch Ärztinnen und Ärzte festzulegen. Ökonomische Kriterien sind zu berücksichtigen, dürfen aber die Entscheidung über die medizinische Versorgung nicht bestimmen. Die Leitung einer Krankenanstalt muss Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sein." Nun sollte die Politik die Rahmenbedingungen für eine Weiterentwicklung des Gesundheitswesens inklusive der Verankerung der Prävention schaffen.

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