Biosphärenpark von der Steiermark bis Serbien

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Es ist die grüne Vision eines völkerverbindenden und grenzübergreifenden Europas: Auf 4.000 Quadratkilometern soll entlang der freien Fließstrecken von Mur, Drau und Donau ein Biosphären-Reservat der UNESCO entstehen. Von Spielfeld ausgehend, das ab 2010 als grünes Tor zum Balkan fungiert, wird sich weltweit erstmals ein Schutzgebiet über insgesamt fünf Staaten erstrecken, gab der WWF das Projekt "Der Amazonas Europas" im kroatischen Osijek bekannt.

41 einzelne Schutzgebiete säumen derzeit den 600 Kilometer langen Flusskorridor. Vier davon befinden sich auf einer Fläche von rund 2.100 Hektar an der steirischen Grenzmur, so etwa die Natura 2000 Murauen oder das Oststeirische Hügelland. "Was fehlt, ist eine koordinierte Planung, also eine Naturschutzorganisation mit jeweils einem Vertreter aller fünf beteiligten Länder", so WWF-Projektleiter Arno Mohl. Denn nur unter dem Schutzmantel des Biosphären-Reservats könne das Gebiet und seine enorme Artenvielfalt gegen die ständigen Bedrohungen, etwa durch Wasserkraftwerke, Kanalisierungen oder Kiesbaggerungen, verteidigt werden.

Die ersten Regulierungen, etwa entlang der Drau, wurden bereits vor mehr als 100 Jahren in der Habsburger Monarchie durchgeführt. Mittels Baumstämme versuchte man, den Fluss in einen Kanal zu zwängen, 80 Prozent der Flussauen gingen so verloren. Seitdem konnte sich die Landschaft natürlich zurück entwickeln - eine Tendenz, die sich auch in Zukunft fortsetzen soll. "Von der Kanalisierung sollten die Regierungen den Weg in Richtung Vitalisierung finden", so Mohl.

Mit der Auszeichnung "Gift to the Earth" will der WWF die fünf am Projekt beteiligten Staaten forcieren. Damit verbunden sei natürlich auch eine Publicity der potenziellen EU-Beitrittskandidaten Kroatien und Serbien. Bisher jedoch offenbar noch nicht genug Anreiz: Fünf Tage vor der Deklaration für den Biosphärenpark im April dieses Jahres in Budapest kündigte der kroatische Premier seinen Rücktritt an und verzögerte so die Initiative. Auch der vorläufige Schutzstatus für einige kroatische Gebiete entlang der Donau bedarf noch einer gesetzlichen Verankerung.

"Grünes Licht" spätestens 2010

Spätestens 2010 jedoch, so der Wunsch der Naturschutzorganisationen, soll das politische "Go" erteilt und der Vorschlag von der UNESCO geprüft und genehmigt werden. Denn dann, so der Tenor des österreichischen WWF, wäre im Jahr der ungarischen Kulturhauptstadt Pecs die Bekanntgabe des Schutzreservates nicht nur in zeitlicher Hinsicht passend.

Kofinanziert wird das Biosphären-Reservat vor allem durch diverse EU-Programme. Die Chance an internationale Gelder zu kommen, resultiert allerdings aus der Einigung der einzelnen Staaten: Je besser die Kooperation, desto mehr Budget wird zur Verfügung gestellt. Neben EU-Geldern ist die Finanzierung auf österreichischer Seite Ländersache. Der touristische Mehrwert, so ist man sich unter den Naturschutzorganisationen sicher, würde auf jeden Fall gegeben sein.

Nicht nur aus optischen Gründen soll Europas größtes Fluss-Schutzgebiet, das etwa die Fläche des Burgenlandes misst und in Kern- und Pufferzone unterteilt wird, als "Amazonas Europas" bekanntwerden. WWF-Experte Arno Mohl: "Es ist eines der produktivsten Öko-Systeme europaweit, durch seine Überschwemmungen sehr nährstoffreich und bietet einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen Schutz. Toppen kann dies nur der Amazonas selbst."

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