Gewerkschaft fordert Aus für Saisonnierskontingent

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Angesichts stark gestiegener Arbeitslosenzahlen in Hotellerie und Gastronomie sei das Hereinholen ausländischer Mitarbeiter über Saisonnierskontingente nicht mehr für notwendig. Spätestens im Mai 2011 - mit der Öffnung des Arbeitsmarktes für die neuen EU-Mitgliedstaaten - "ist der Zeitpunkt, wo wir keine Saisonniers mehr brauchen", sagt der Chef der Gewerkschaft vida, Rudolf Kaske. Bis dahin sollten die Zahlen - wie schon für diese Wintersaison - stufenweise zurückgefahren werden. Das werde zwar nicht allen Arbeitslosen einen Job bringen, aber zumindest einigen.

Für die Wintersaison 2009/10 haben sich die Sozialpartner auf 6.920 Saisonniers geeinigt, um 15 % weniger als im vergangenen Jahr und das niedrigste Kontingent seit 2000. Die Arbeitslosigkeit im Tourismus ist bis Ende Oktober um 8,5 % auf 44.155 gestiegen. Vor allem in "Ganzjahreshäusern", wie etwa in Stadthotels werden Mitarbeiter abgebaut, außerdem ortet die Gewerkschaft einen Trend, qualifizierte durch unqualifizierte Kräfte oder durch geringfügig Beschäftigte zu ersetzen.

"Hier findet ein Verdrängungswettbewerb statt, so der Chef der Fachgruppe Tourismus in der vida, Rudolf Komaromy, vor allem auf Kosten älterer, erfahrenerer Arbeitskräfte. Das führe zu einem Qualitäts- und Know-how-Verlust und "der Bumerang wird zurückkommen", warnt er. Dies sollte auch bei der neuen österreichischen Tourismusstrategie berücksichtigt werden.

Im zuständigen Sozialministerium hieß es, dass das Kontingent sicher gekürzt würde. Über die Frage, ob man dann ganz auf Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten verzichten kann, habe es noch keine Gespräche gegeben. Rainer Ribing, Geschäftsführer der Bundessparte Tourismus in der WKÖ, plädiert jedenfalls für die Beibehaltung von Saisonnierskräften aus Drittstaaten auch nach 2011.

Der Vorschlag der Arbeitgeber: Einführung einer Daueraufenthaltsgenehmigung für jene Saisonniers, die schon mindestens fünf Saisonen in Österreich gearbeitet haben, in Form einer Art "Rot-Weiß-Rot-Card" für den Tourismus. Von den knapp 7.000 Winter-Saisonniers kommen etwa 4.500 aus Serbien, Kroatien, Bosnien, aber auch Rumänien und Bulgarien für die die Öffnung erst später gilt. Für bestimmte Hilfsjobs im Tourismus wie Abwäscher oder Zimmermädchen könne das AMS in der Saison einfach nicht genügend Leute vermitteln.

Korrekte Entlohnung gefordert

Die Gewerkschaft fordert nicht nur die Abschaffung der Saisonnierskontingente, sondern korrekte Entlohnung statt der um sich greifenden All-inclusive-Verträge. Durchgerechnet auf die tatsächlichen geleisteten Stunden bedeuteten diese oft eine Bezahlung unter Kollektivvertrag. Für Betriebe die arbeitsrechtliche Bestimmungen wiederholt verletzen bzw. die "Schmutzkonkurrenz", also jene, die wiederholt Schwarzarbeiter beschäftigen sollte nach Ansicht der vida auch strengere Strafen geben. Bisher werden nur Verwaltungsstrafen verhängt, gefordert wird ein Entzug der Gewerbeberechtigung.

Unzufrieden sind die Arbeitnehmervertreter auch mit der Entwicklung der Lehrlingsausbildung. Durch die Abschaffung der Konzessionsprüfung gebe es immer öfter Arbeitgeber, die selbst keine Ahnung vom Geschäft haben, wodurch es auch bei den Lehrlingen zu großen Wissensmängeln kommt. So etwa würden Kochlehrlinge bei der Zwischenprüfung die Frage nach der Zubereitung einer Rindsuppe mit dem Abmischen von Suppenpulver und Wasser erklären, weil sie nichts anderes gelernt hätten, bemängelt Robert Maggale, der Sekretär der Tourismus-Fachgruppe in der Gewerkschaft. Die Berufsschulen könnten diese Defizite nicht wettmachen.

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