Die AUA-Muttergesellschaft Lufthansa trennt sich früher als geplant von ihren kleinen Regionalfliegern mit 50 Sitzen. "Die zu Jahresanfang noch etwa 45 Flugzeuge dieser Größe bei Lufthansa CityLine und Eurowings sollen ausgemustert werden", teilte Deutschlands größte Fluggesellschaft in ihrer Mitarbeiterzeitschrift "Lufthanseat" mit.
Um wieder wettbewerbsfähig zu werden, sei "eine umfassende Restrukturierung und Sanierung dieses Segmentes erforderlich", sagte der stellvertretende Konzernchef Christoph Franz. Er will die Sparte so schnell wie möglich in die Gewinnzone bringen. Wie viele Mitarbeiter davon betroffen sind, sagte Franz nicht. Ziel sei, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Auf den Regionalstrecken sind vielfach auch kleinere Fluglinien im Auftrag der Lufthansa unterwegs.
Als Grund für den Ausstieg aus der 50-Sitzer-Flotte nannte Franz den Wettbewerb mit den Billigfliegern, die auf einigen Strecken mit den Lufthansa-Regionaljets konkurrieren. Dort zeige sich am deutlichsten, dass die Stückkosten im Kontinentalverkehr zu hoch seien, um Flugzeuge mit 50 bis 70 Sitzen wirtschaftlich zu betreiben. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, will die Lufthansa größere Flugzeuge einsetzen und die Produktivität erhöhen. Eine Projektgruppe erarbeite bereits konkrete Maßnahmen, sagte Franz.
Der Umbau der Regionalflotte gehört zum Kostensenkungsprogramm "Climb 2011", mit dem sich die Lufthansa für die Zukunft rüsten will. Im laufenden Jahr kämpft Deutschlands größte Fluggesellschaft gegen rote Zahlen.
Die Gewerkschaft Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (UFO) kündigte an, alles Notwendige zu unternehmen, um "Schlimmes" zu verhindern oder zumindest abzumildern. Ein Sprecher der für die Piloten agierenden Vereinigung Cockpit (VC) lehnte eine Stellungnahme ab.
Deutsche Luftfahrtbranche sieht keine baldige Erholung
Für die Gesamtbranche stehen die Zeichen weiter auf Krise. Die deutsche Luftfahrt sieht kein baldiges Ende der Flaute. Nach dem Einbruch der Passagierzahlen um 7,7 Prozent im ersten Halbjahr sei eine nachhaltige Erholung der Ertragslage für dieses Jahr nicht zu erwarten, teilte der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften mit. "Wir sehen zwar, dass wieder mehr Gäste in den Flugzeugen sitzen und die Auslastung etwas steigt, aber die Umsätze verharren auf sehr niedrigem Niveau."
Gerade bei teureren Tickets lägen die Erlöse stark im Minus. Die Sommermonate Juni bis August, die einen Großteil der Erträge einbringen, seien schlechter gelaufen. Im zweiten Halbjahr drohten Mehrkosten beim Kerosin. Der Verband warnte vor höheren Flughafen-Entgelten und anderen Gebühren.
Auch Airbus-Chef Tom Enders blickt pessimistisch in die Zukunft. Dem Flugzeugbauer stünden zwei weitere schwierige Jahre bevor, sagte Enders dem "Wall Street Journal" (WSJ; Freitag-Ausgabe). Er könne zusätzliche Produktionskürzungen nicht ausschließen, falls die Flaute in der Luftfahrtbranche andauere. Airbus hatte im vergangenen Jahr Pläne zur Steigerung der Produktion seines Verkaufsschlagers, der A320-Familie, auf 40 Maschinen pro Monat auf Eis gelegt. Im Februar entschied der Boeing-Konkurrent, von Oktober 2009 an nur noch 34 statt 36 Flugzeuge im Monat herzustellen.
British Airways zeigt Interesse an Lufthansa-Tochter BMI
British Airways (BA) zeigt Interesse an der Lufthansa-Tochter British Midland (BMI). Sollte sich die deutsche Fluggesellschaft für einen Verkauf des Unternehmens entscheiden, "wären wir interessiert", sagte British-Airways-Chef Willie Walsh dem "Evening Standard". Derzeit hätten aber die laufenden Fusionsverhandlungen mit der spanischen Fluggesellschaft Iberia und eine anschließende Allianz mit American Airlines Vorrang. Lufthansa wollte sich am Donnerstag nicht dazu äußern.
Die deutsche Airline hatte erst kürzlich die Verluste schreibende BMI von deren Gründer Michael Bishop übernommen. Den Kauf hatte die deutsche Fluggesellschaft bereits vor Jahren arrangiert. Noch ist aber nicht sicher, ob das Unternehmen in den Konzern integriert oder wieder verkauft werden soll. Lufthansa will BMI in die Gewinnzone zurückführen, bevor eine Entscheidung fällt. Derzeit prüft die Fluggesellschaft alle Optionen.
Walsh ließ offen, ob er bereits konkrete Verhandlungen mit Lufthansa führt. "Wir haben ihnen unsere Position mitgeteilt", sagte er lediglich. BMI ist interessant, weil sie nach British Airways die meisten Start- und Landerechte am größten Londoner Flughafen Heathrow hat.
Neben BA hatte auch die Fluggesellschaft Virgin Atlantic des Milliardärs Richard Branson Interesse an einer Zusammenarbeit mit BMI signalisiert. 20 Prozent der BMI-Anteile liegen bei der skandinavischen Airline SAS.