Auf der spanischen Ferieninsel Mallorca sind am Sonntag erneut drei Bomben explodiert. Bei den Anschlägen wurde nach Angaben der Behörden niemand verletzt. Die baskische Untergrundorganisation ETA hatte eine Warnung durchgegeben, so dass die Sicherheitskräfte die betroffenen Gebäuden räumen konnte. Das Auswärtige Amt in Berlin sieht auch nach den jüngsten Terroranschlägen keinen Anlass für eine Reisewarnung für Spanien.
In den Reisehinweisen des Ministeriums wird schon längere Zeit auf die Gefährdung durch ETA-Anschläge verwiesen. Wörtlich heißt es dort: "Auch in jüngster Zeit kam es immer wieder zu Anschlägen und Anschlagsversuchen der baskischen Terrororganisation ETA. Weitere Anschläge sind nicht auszuschließen."
Ähnlich der Tenor des österreichischen Außenministeriums, wo am Sonntag gegenüber der APA betont wurde, dass man Spanien-Reisende schon seit längerem ersuche, entsprechende Vorsicht und Wachsamkeit für verdächtige Umstände an den Tag zu legen. Es bestätige sich nunmehr leider, dass rund um den 50. Jahrestag der Gründung der ETA es vermehrt zu Anschlägen kommt. Eine explizite Reisewarnung wolle das Außenministerium zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht aussprechen, sagte ein Sprecher. Man koordiniere sich ständig mit anderen EU-Partnerländern, um abgestimmt, angemessen und logisch reagieren zu können, hieß es. Aktuelle Reiseinformationen seien wie bisher in jeweils aktueller Form auf der Homepage des Außenministeriums (www.bmeia.gv.at, Rubrik "Länderinformationen") nachzulesen.
Das Außenministerium hatte erst kürzlich klargestellt, dass Aussagen gewisser Reiseveranstalter - dass Urlaube nur dann gratis storniert werden können, wenn eine Reisewarnung vorliegt - nicht stimmen. Es gebe ein Gerichtsurteil, das einen kostenlosen Rücktritt wegen des Wegfalls der Geschäftsgrundlage ermöglicht, hatte Peter Launsky-Tieffenthal vom Außenministerium im Gespräch mit der APA gesagt. Zu einem Wegfall der Geschäftsgrundlage kann es kommen, wenn ein Tourist "im Lichte" der seriösen Berichterstattung das Gefühl hat, dass die Situation gefährlich sein könnte, so eine Information des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Sollte das Außenministerium tatsächlich eine Reisewarnung aussprechen, so ist dann grundsätzlich ein Reiserücktritt kostenlos.
Tourismus ist Haupteinnahmequelle auf Mallorca
Mallorca gehört zu den beliebtesten Reisezielen im Mittelmeerraum. Vor allem deutsche und britische Touristen halten der mit 3624 Quadratkilometern größten Insel der Balearen seit Jahrzehnten die Treue. Allein rund 3,5 Millionen Deutsche im Jahr verbringen ihren Urlaub auf der zwischen Menorca im Nordosten und Ibiza im Südwesten gelegenen Insel, deren Haupteinnahmequelle mittlerweile der Fremdenverkehr ist. Doch auch an Spanien, dem nach Frankreich und den USA wichtigsten Reiseland der Welt, geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorüber, die Jahre des Booms scheinen erstmal vorbei zu sein.
Angesichts rückläufiger Urlauberzahlen beschloss Spaniens Kabinett Ende Juli auf Mallorca, der Tourismusbranche mit rund einer Milliarde Euro unter die Arme zu greifen. Nach den jüngsten Anschlägen baskischer Separatisten fürchten mallorquinische Hoteliers nun weitere Umsatzeinbußen. Für die Tourismusindustrie wäre das ein Horrorszenario, denn der Fremdenverkehr steuert in Spanien etwa elf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und gibt etwa 1,5 Millionen Menschen Arbeit. Im ersten Halbjahr 2009 ging die Zahl ausländischer Besucher im Vergleich zum Vorjahr um 11,4 Prozent zurück.
Vor allem die Landwirtschaft prägte Mallorca bis 1950, auch wenn es schon vor dem Bürgerkrieg 1935 erste Ansätze von Tourismus gab. Wie der Tourismus-Professor Karl Born (Wernigerode) zu berichten weiß, gab es 1934 dort 37 deutsche Urlauber. Der Aufschwung begann in den 50er und 60er Jahren, nicht zuletzt durch das deutsche Wirtschaftswunder und die ersten Charterfluggesellschaften. Allein zwischen 1950 und 1970 stieg die Zahl der Touristen um das 22-fache. Heute machen die Einnahmen aus dem Tourismus auf Mallorca 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.