Der österreichische Mineralölkonzern musste im ersten Halbjahr 2009 einen deutlichen Umsatz- und Gewinneinbruch hinnehmen - die Ergebniszahlen fielen schlechter aus als von Analysten erwartet. Die Erlöse gingen um 35 % auf 8,404 Mrd. Euro zurück. Der Periodenüberschuss nach Minderheiten schmolz um 84 % auf 185 Mio. Euro zusammen.
Im 2. Quartal 2009 ging der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um 41 % auf 4,113 Mrd. Euro zurück. Das EBIT verringerte sich um 75 % auf 237 Mio. Euro und der Periodenüberschuss nach Minderheiten brach um 79 Prozent auf 144 Mio. Euro ein. Das Ergebnis je Aktie verringerte sich von 3,78 Euro auf 0,62 Euro (-84 %).
OMV-Boss Wolfgang Ruttenstorfer sieht allerdings die Performance im Bereich Exploration und Produktion (E&P) aufgrund mittlwerweile bereits wieder höherer Ölpreise und neuer Öl- und Gasfelder (Komsomolskoe in Kasachstan und Maari in Neuseeland) bereits wieder verbessert: "Im Raffinerie-Geschäft hingegen sind wir mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert: So fielen die Spannen für Mitteldestillate auf ihr niedrigstes Niveau seit vielen Jahren. Zusätzlich belasteten die höheren Rohölpreise die Raffineriemargen aufgrund von gesteigerten Kosten für den Eigenenergieverbrauch, insbesondere in Rumänien."
Bei der Nabucco-Pipeline stehen demnächste weitere wichtige Schritte wie der "Open Season Prozess" (Kapazitätsauktionen) und Projektfinanzierungsverhandlungen an.
OMV litt unter Ölpreisverfall und geringen Raffineriemargen
Im 2. Quartal war der durchschnittliche Brent-Preis nur noch halb so hoch wie vor einem Jahr und die OMV-Referenz-Raffineriemarge fiel um 76 %. Auch der Finanzerfolg sei unter dem Niveau des 2. Quartals 2008 gelegen, vor allem wegen des Dividendenentfalls nach dem Verkauf der MOL-Anteile, aber auch wegen geringerer Beiträge von Borealis und Petrol Ofisi. Ende Juni lag die Nettoverschuldung des Konzerns bei 2.717 Mio. Euro - der Verschuldungsgrad stieg damit gegenüber Ende Juni 2008 von 24 auf 28 %.
Ölpreis, Raffineriemargen und Euro-Dollar-Kurs erwartet die OMV auch weiterhin stark schwankend. Der Ölpreis habe sich zwar in den letzten Monaten gut erholt, er dürfte aber im Schnitt deutlich unter dem Niveau von 2008 bleiben. Auch die Raffineriemarge wird nach Einschätzung der OMV deutlich schwächer sein als 2008 und das Petrochemie-Geschäft geht aufgrund des wirtschaftlichen Abschwungs zurück. Den Euro erwartet das Management im Schnitt deutlich schwächer gegenüber dem Dollar.
Weitere Investments in der Türkei geplant
Dennoch hat die OMV viel vor: So sollen die Anteile am türkischen Tankstellenbetreiber Petrol Ofisi aufgestockt werden. Es laufen dazu bereits Verhandlungen mit dem bisherigen türkischen Mehrheitseigner, der Dogan Holding, über den Erwerb von dessen 54,17 Prozent an dem Konzern.
Die OMV war 2006 mit 34 Prozent bei Petrol Ofisi eingestiegen und hat mittlerweile auf 41,58 Prozent aufgestockt. Die Präsenz in der Türkei zu stärken wäre im Einklang mit der bisherigen Strategie, die Position in Märkten in Zentral- und Südosteuropa zu optimieren, so die OMV.
"Für uns geht es in der Türkei nicht nur um Tankstellen", betonte Ruttenstorfer. Die Etablierung der Türkei als Brücke zur Versorgung der Region und als dritter Hub - nach Wien und Bukarest - bekomme strategische Priorität. Darum wolle man nicht nur die Beteiligung am führenden Marketing-Player Petrol Ofisi ausbauen, sondern sei auch mehrheitlich am Bau eines Gaskraftwerks in Samsun an der türkischen Schwarzmeerküste beteiligt. Darüber hinaus sei die Türkei für das Nabucco-Projekt als Transitland wichtig und ermögliche den Zugang zu Gas aus Eigenproduktion im Nordirak, wo die OMV bei der Pearl Petroleum Company eingestiegen ist.
Der Wert des Petrol-Ofisi-Anteils, über den jetzt verhandelt wird, wird auf 1 Mrd. Dollar (695 Mio. Euro) geschätzt. Über die Finanzierung "zerbrechen wir uns den Kopf, wenn es soweit ist", sagte Ruttenstorfer. Die OMV verfüge durch den Verkauf der MOL-Beteiligung und die Begebung einer Anleihe über eine gute Liquidität, erklärte Ruttenstorfer. Der Cash-flow aus der Betriebstätigkeit ist im 1. Halbjahr 2009 zwar um ein Drittel auf 1,27 Mrd. Euro zurückgegangen, aber nach wie vor "gesund", so der OMV-Chef.