Unternehmer und Podcaster Sven Schmidt stellt der jetzigen Arbeitswelt kein gutes Zeugnis aus.
Sven Schmidt ist im deutschsprachigen Raum ein Star in der Digital-Szene. Er ist erfolgreicher Unternehmer (maschinensucher.de) und beliebter Podcaster. Jetzt sorgt er für Aufregung mit seiner Ablehnung von Home Office und mit seiner sehr düsteren Zukunfts-Einschätzung.
"Das ist nicht vorteilhaft..."
Schmidt ist nicht gegen Work-Life-Balance, er glaubt es gehört eine strikte Trennung zwischen den beiden: „Deswegen setzen wir bei der Machineseeker Group auch auf das Arbeiten im Büro. Diese Trennung ermöglicht es den Mitarbeitern, zwischen Arbeit und Privatleben zu unterscheiden. Ich glaube nicht, dass eine dauerhafte Vermengung - für beide Seiten - vorteilhaft ist“, sagt er dem Focus im kontroversiellen Interview.
"Zusagen nie gemacht"
Auf die Frage, wie es ihm gelungen sei, die Mitarbeiter nach der Corona-Pandemie zurück ins Büro zu bringen, erklärte Schmidt, dass sie nie Zusagen für dauerhaftes Home Office gemacht hätten und von Anfang an auf Büroarbeit setzten: „Zusagen zurückzunehmen ist sehr schwer. Wir haben solche Zusagen daher nie gemacht. Wir haben von Anfang an gesagt, wir glauben an ‚Working from Office‘“
"Working from the Office" führe für Schmidts Unternehmen zu mehr Innovationen, da persönliche Gespräche nicht durch virtuelle Meetings ersetzt werden könnten. „Persönliche, Abteilungen-übergreifende Gespräche an der Kaffeemaschine oder beim Mittagessen lassen sich nicht künstlich über Zoom oder MS Teams abbilden,“ sagt er.
Gegen Vier-Tage-Woche
Auch eine 4-Tage-Woche sieht Star-Unternehmer sehr skeptisch. Er glaubt jüngere Mitarbeiter gewinnen dadurch weniger Fähigkeiten mit Krisen umzugehen: „Die Herausforderungen, denen meine Großeltern während des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs gegenüberstanden, haben ihre Resilienz stark geprägt. Das ist natürlich schwer zu messen, aber meine persönliche Erfahrung lässt mich vermuten, dass die heutige Generation weniger widerstandsfähig ist.“
"Unser Wohlstand schmilzt kontinuierlich"
Und dann kommt Schmidts düstere Prognose: Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands sei im Sinken. Damit auch die Sorgen der Bevölkerung: „Unser Wohlstand schmilzt kontinuierlich , es passiert schleichend. Das ist die Gefahr. Würde es sprunghaft geschehen, dann würden es die Menschen sofort bemerken.“
Sein Unternehmen verkauft immer weniger Maschinen an deutsche Firmen. Und auch bei „Humankapital“ gebe es starke Defizite: „Wir sehen Qualitätseinbußen. Dies betrifft die zukünftige Generation von Studierenden, die momentanen Grundschüler und Schüler. Im internationalen Vergleich sind wir nur noch Mittelmaß.“
Sein Appell gilt der Politik: „Leistung muss sich lohnen, Mehrarbeit muss sich lohnen. Wir sollten nicht über die 4-Tage-Woche reden. Wir sollten darüber reden, dass man auf Mehrarbeit über 40 Stunden keine Steuern und Abgaben zahlen muss.“