Im April waren bereits 424.697 Österreicher ohne Job.
Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auch im April wieder gestiegen, mit plus 1,1 Prozent (Arbeitslose und Schulungsteilnehmer) fiel der Zuwachs zum Vorjahr aber moderat aus. Insgesamt waren 424.697 Menschen ohne Job. Rückgängig war die Arbeitslosigkeit bei Jungen, Männern und Inländern, Zuwächse gab es bei Älteren, Frauen und Ausländern.
Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung lag bei 9,1 Prozent und damit nominell genauso hoch wie im Vorjahresmonat. Das Sozialministerium sieht jedoch einen Rückgang um 0,1 Prozentpunkte: Bei genauerer Betrachtung lag die Quote im April 2015 bei 9,147 Prozent und nun im April 2016 bei 9,067 Prozent - die Differenz betrage 0,08 und damit - gerundet - 0,1 Prozentpunkte. Grund für den Rückgang der Quote trotz steigender Arbeitslosigkeit sei der noch stärkere Anstieg der Beschäftigten, so das Ministerium zur APA.
Mehr Mittel
Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) verwies auf die angehobenen Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik. "Wir werden die im neuen Finanzrahmen erhöhten Mittel der aktiven Arbeitsmarktpolitik daher sinnvoll und zielgerichtet einsetzen, um auch in den Problembereichen Verbesserungen zu erreichen. Es braucht aber auch eine intensive Diskussion über Ursachen und Instrumente, ohne ideologische Scheuklappen", so Stöger in einer Aussendung.
AMS-Vorstand Johannes Kopf ortet eine Konjunkturverbesserung: Insbesondere die Baubranche zeige eine höchst erfreuliche Entwicklung, positiv sei auch der Rückgang im vielfach exportorientierten Warenproduktionsbereich. Neben dem schon in den Vormonaten gemeldeten Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit sei nun ein leichter Rückgang der Inländerarbeitslosigkeit auffällig. Angesichts der vorliegenden negativen Prognosen und aktuell rund 425.000 arbeitslosen bzw. in Schulung befindlichen Personen "ist aber trotzdem weiter jede Besorgnis durchaus angebracht", erklärte Kopf auf Twitter.
Mehr Beschäftigung
Gestiegen ist im April auch die Beschäftigung: 52.000 Personen fanden zusätzlich einen Arbeitsplatz, dabei handelte es sich laut Sozialiministerium zum überwiegenden Teil offenbar um Vollzeitarbeitsplätze. Damit waren 3,548.000 unselbstständig Beschäftigte in Österreich tätig. Der Aufschwung zeige sich zudem auch am Anstieg der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Stellen. So haben die Betriebe seit Jahresanfang 161.725 Stellen gemeldet, eine Zunahme um +9 Prozent. Der Bestand an offenen Stellen lag mit 39.359 um 42,1 Prozent höher als im Vorjahr.
Wien als Schlusslicht
Innerhalb des Landes war ein West-Ost-Gefälle sichtbar: Einer Erholung im Westen stand eine anhaltende Schwäche im Osten des Bundesgebiets gegenüber. Positiv stellten sich Vorarlberg (-0,8 Prozent), Tirol (-6,9 Prozent), Kärnten (-1,1 Prozent) und Salzburg (-2,5 Prozent) dar, wo überall weniger Arbeitslose als im Vorjahr gemeldet wurden. Mehr Arbeitslose wurden hingegen im Burgenland (+1,6 Prozent), in Nieder- und Oberösterreich (je plus 1,9 Prozent), in der Steiermark (+1,1 Prozent) und vor allem in Wien verzeichnet. Mit 2 Prozent mehr Arbeitslosen und 16,6 Prozent mehr Schulungsteilnehmern war die Bundeshauptstadt Schlusslicht der Bundesländerstatistik. 35 Prozent aller Arbeitslosen und 41 Prozent aller Schulungsteilnehmer lebten in Wien.
Unter den arbeitslosen Ausländern finden sich immer mehr asylberechtigte Flüchtlinge: Insgesamt waren beim AMS 23.482 anerkannte Flüchtlinge bzw. "subsidiär Schutzberechtigte" gemeldet, gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 48 Prozent. Syrerinnen und Syrer bildeten die größte Gruppe. Exakt zwei Drittel der arbeitslosen Asylberechtigten hielten sich per Ende April in Wien auf, nämlich 15.535 Personen. Mit deutlichem Abstand folgten Niederösterreich mit 2.092 Personen sowie Oberösterreich mit 2.085 Personen. Demgegenüber lebten im Burgenland nur 154 Personen, in Vorarlberg 411 und in Kärnten 491.
FPÖ schießt sich auf Ausländer ein
Die Reaktionen auf die Zahlen fielen unterschiedlich aus: Die FPÖ schießt sich ganz auf Ausländer ein. FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl fordert einen "Schutzschirm für den österreichischen Arbeitsmarkt" und ortet eine "Bevorzugung der Ausländer bei den AMS-Schulungsteilnehmern". Stöger solle sich stattdessen am "burgenländischen Modell" orientieren.
Laut den NEOS brauche es "echte, ernst zu nehmende Beschäftigungsimpulse für Unternehmer". Der wirksamste Hebel dafür sei die Senkung der Lohnnebenkosten. Ein am Montag vorgestelltes Konzept sieht eine Entlastung von 5,5 Milliarden Euro vor, wodurch etwa 75.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken, fordern die NEOS auch eine Halbierung der Körperschaftsteuer von 25 auf 12,5 Prozent auf nicht entnommene Gewinne.
Team Stronach-Sozialsprecherin Waltraud Dietrich fordert eine Stärkung der Unternehmer und ein Überdenken der Registrierkassenpflicht. Um die Bundeshauptstadt sorgt sich ÖVP-Wien-Obmann Gernot Blümel: "Rot-Grün macht Wien zur Arbeitslosen-Hochburg und zur Mindestsicherungs-Hauptstadt", kritisiert er. Nur durch Entlastung der Unternehmen könne auch der Arbeitsmarkt angekurbelt werden.
Von den Interessensvertretungen fordert Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske mehr öffentliche Investitionen, ein neues Qualifizierungsstipendium zur Aus- und Weiterbildung sowie verstärkten Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping, insbesondere bei den nach Österreich entsendeten Arbeitnehmern. Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer beklagt, dass die Schere zwischen Fachkräftemangel und hoher Arbeitslosigkeit weiter aufgehe. Daher fordert er geförderte Weiterbildung direkt in den Betrieben. Die Industriellenvereinigung will den "Kosten- und Steuerdruck" auf die Unternehmen reduzieren. So sollte die Körperschaftssteuer auf 12,5 Prozent gesenkt werden. Bernhard Achitz vom ÖGB tritt für eine Verkürzung der Arbeitszeit und eine Verteuerung der Überstunden ein, um die vorhandene Arbeit gerechter zu verteilen.