Saudiarabische Investoren wollen sich einem Zeitungsbericht zufolge mit bis zu 15 % am britischen Ölriesen BP beteiligen. Dies berichtete die saudiarabische Zeitung "Al-Ektisadijah" am Mittwoch ohne Angaben von Quellen und Namen der Interessenten. Eine Delegation saudischer Investoren werde nach London reisen, um direkt mit BP zu sprechen. Die Interessenten kämen nur zum Teil aus der Energiebranche.
Bereits am Dienstag hatte Reuters von einer Person aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) erfahren, dass BP im Nahen Osten nach einem strategischen Investor suche, etwa einem Staatsfonds, um eine mögliche Übernahme durch Rivalen abzuwenden. BP ist seit dem Untergang seiner Ölplattform Deepwater Horizon im April im Golf von Mexiko mit kaum abschätzbaren Kosten konfrontiert. Das Unternehmen hat seither fast die Hälfte seines Börsenwertes eingebüßt.
Die Katastrophe entwickelt sich zu einem immer riesigeren Milliardenloch für BP. Der britische Energieriese hat nach eigenen Angaben bisher mehr als drei Mrd. Dollar für die Bewältigung der Ölpest aufgebracht, inklusive 147 Mio. Dollar an Entschädigungszahlungen. Dennoch stiegen die BP-Aktien am Dienstag im New Yorker Handel um fast neun Prozent. Der Konzern hatte mitgeteilt, die durch die Ölpest entstandenen Kosten ohne die Ausschüttung neuer Aktien stemmen zu können.
Die britische Regierung bereitet sich wie berichtet nach Informationen der "Times" schon auf ein Auseinanderbrechen des BP-Konzerns vor. Es würden Krisenpläne für den Fall eines Zusammenbruchs oder einer Zerschlagung ausgearbeitet, hatte die Zeitung am Dienstag berichtet.
Die Nachrichtenagentur dpa erfuhr dazu aus britischen Regierungskreisen, es werde in der Tat über solche Pläne gesprochen, allerdings sei dies obligatorisch und habe nicht viel zu bedeuten. Eine Regierung müsse auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Dies bedeute aber nicht, dass die britische Regierung wirklich von einem BP-Kollaps ausgehe. Die Gespräche fänden auch nicht auf hochrangiger Ebene statt.
Hayward zu Gesprächen in Emiraten
Der Chef des BP-Konzerns, Tony Hayward, ist zu Gesprächen mit Geschäftspartnern im Emirat Abu Dhabi eingetroffen. BP-Sprecher Andrew Gowers erklärte am Mittwoch, Hayward sei am Dienstag in der Region eingetroffen und werde einige Tage bleiben.
BP-Chef Tony Hayward habe sich mit Verantwortlichen des Staatsfonds ADIA getroffen, verlautete laut dpa-AFX aus offiziellen Kreisen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hayward habe "Optionen" vorgestellt. Weitere Details nannte der Vertreter nicht. ADIA war für einen Kommentar nicht unmittelbar erreichbar. Zuvor hatte die saudische Wirtschaftszeitung "El Eqtisadiyah" berichtet, dass Investoren aus Saudi-Arabien 10 bis 15 Prozent der BP-Anteile kaufen wollten. Der Konzern braucht dringend neues Geld, um die Folgen der Ölkatastrophe zu bewältigen.
Nach Bekanntwerden des Treffens von Hayward mit dem Staatsfonds bauten die BP-Aktien an der Londoner Börse am Vormittag die Gewinne aus und stiegen um 3,34 % auf 357,358 Pence.