Aber Gespräche stocken

Schlecker hat weiter Interesse an Palmers

Teilen

Vor fast einem Jahr leiteten die derzeitigen Eigentümer die Käufersuche ein.

Rudolf Haberleitner hat von Zukäufen offenbar noch nicht genug. Im Juli hat sich der Investor mit dem Kauf der Drogeriekette Schlecker ein Megaprojekt aufgeladen, auch der Wäschekonzern Palmers steht schon lange auf seiner Wunschliste, doch die Verhandlungen stocken. "Ich habe nach wie vor Interesse an Palmers, aber das steht momentan", sagte Haberleitner zur APA. Warum, das wisse er nicht. Er vermutet ein internes Problem, das mit offenen Forderungen von der verkauften Palmers-Tochter Lejaby zusammenhängt.

Bei der mit der Käufersuche beauftragten Investmentbank BNP Paribas will man zum Stand der Verkaufsgespräche keinen Kommentar abgeben. In einer der APA übermittelten schriftlichen Stellungnahme hält der Geschäftsführer des Palmers-Mehrheitseigentümers Quadriga, Max Römer, fest: "Zu diesem Zeitpunkt können wir leider keine Aussage treffen, weil sich mehrere Parteien juristisch dazu verpflichtet haben, Stillschweigen zu bewahren." Das Stillschweigen betreffe auch die Natur und die Herkunft des "vielfältigen Begehrens" für Palmers.

Palmers steht im Eigentum der drei Beteiligungsfondsgesellschaften Lead Equities, 21 Centrale Partners und Quadriga Capital. Im Oktober 2011 leiteten sie via BNP Paribas die Käufersuche ein. Kurz darauf verkündete Römer, den Verkauf im ersten Quartal 2012 abschließen zu wollen. Doch im Laufe des Jahres sprangen zahlreiche österreichische Interessenten ab, auch wenn es zwischenzeitlich hieß, ein Verkauf stehe unmittelbar bevor.

Der Immobilienentwickler Jamal Al Wazzan, bekannt durch den Kauf der Textilkette Schöps, stieg schon vor langer Zeit aus. "Da haben sich Schuldentürme aufgetan, von denen ich nichts wusste", sagte er zur APA. Al Wazzan interessierte sich gemeinsam mit seinem Partner Joachim Knehs, übrigens einem Ex-Palmers-Vorstand, für den Traditionswäschekonzern. Inzwischen hat er sich ein anderes Projekt gesucht: Seit Juli ist Al Wazzan zu 50 Prozent an den insolventen Firmen der Sardana-Gruppe beteiligt.

Dem Vernehmen nach soll es für Palmers noch Interessenten aus dem Ausland geben. Zuletzt wurde der französische Dessousriese Chantelle genannt. Branchenexperten sehen im schwierigen Marktumfeld, den zu hohen Preisvorstellungen der Eigentümer und Verbindlichkeiten in Millionenhöhe die Ursachen begründet, warum Palmers noch keinen neuen Eigentümer hat. Die defizitäre französische Tochter Lejaby ist der Wäschekonzern schon losgeworden. Sie ging an ein Konsortium bestehend aus Alain Prost, dem ehemaligen Geschäftsführer des Wäscheherstellers La Perla, und dem tunesischen Produzenten Isalys. Dass es noch Altlasten gibt, wies Römer immer wieder zurück.

In Summe gaben die Österreicher im vergangenen Jahr rund 197 Mio. Euro für Lingerie aus, das entspricht einem Anteil von 10 Prozent an den gesamten Bekleidungsausgaben, ermittelte RegioData Research. Im Wäschefachhandel war Palmers im Jahr 2011 mit etwa 205 Österreich-Standorten (laut RegioPlan) nach wie vor die Nummer 1 am Markt, wenngleich die Zahl der Geschäfte in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen ist. "Die Dessousbranche ist eine sehr spannende Branche geworden und hat einen enormen Wettbewerb aufgezogen. Der grüne Riese hat mächtig Mitbewerb bekommen", sagte der Präsident des Handelsverbands, Stephan Mayer-Heinisch. Das italienische Wäscheunternehmen Calzedonia/Intimissimi expandiert stark und war im Vorjahr bereits mit 75 Standorten in Österreich vertreten. 2008 waren es laut RegioPlan 40.

Die Konkurrenz durch Bekleidungsketten wie H&M oder C&A, die Wäsche und Strümpfe deutlich günstiger anbieten, wächst. Der Bekleidungshandel nimmt bereits die Hälfte des Wäschemarktes für sich ein. Auf Fachhändler wie Palmers, Triumph, Huber, Calzedonia/Intimissimi oder Wolford fallen nur noch ein Drittel der Umsätze ab. Der Rest wird im Sport-, Drogerie-, oder Versandhandel verkauft. Sieht man von Calzedonia/Intimissimi ab, sind die wachstumsreichen Zeiten der Wäschefachhändler vorbei - die Filialzahlen stagnieren seit Jahren oder sind sogar eher rückläufig. "Wesentlich im Handel sind ein guter Name und prominente Standorte. Und das hat Palmers", so Mayer-Heinisch. Andere Branchenkenner wiederum orten einen hohen Restrukturierungsbedarf.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.