Die großen Skigebiete investieren, die kleinen kämpfen ums Überleben.
Für die Schweizer Bergbahnen wird das Geschäft jedes Jahr härter. Die Wintersportler werden weniger, dafür anspruchsvoller. Mit großen Investitionen versuchen die Bahnen, die Kundschaft bei Laune zu halten.
Der Befund des Dachverbandes Seilbahnen Schweiz letzten Frühling ließ keine Zweifel offen: In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Skifahrer und Snowboarder deutlich zurückgegangen. Ausgerechnet das jüngere Kundensegment bis zum Alter von 39 Jahren schmilzt, während der Anteil der älteren Wintersportler steigt.
Der Konkurrenz in Österreich geht es nicht besser. "Zuerst (1993) haben wir die (heutigen) jungen Eltern verloren - jetzt kommen deren Kinder hinzu", schrieb das Institut Freizeit- und Tourismusforschung.
"Wer als Jugendlicher nie Ski oder Snowboard gefahren ist, bucht mit 40 Jahren kaum Skiferien in einer Wintersportdestination", betont der Verband Seilbahnen Schweiz fest, der zusammen mit dem Tourismus-Verband eine Schneesportinitiative initiiert hat.
Der Kanton Graubünden verlor in 20 Jahren fast zwei Millionen Logiernächte, wie aus der Statistik des kantonalen Amtes für Wirtschaft und Tourismus hervorgeht. 1992 wurden 6,936.966 Hotelübernachtungen gebucht, 2012 waren es noch 5,064.195.
Parallel dazu verdienen die Bergbahnen jedes Jahr weniger Geld. 2010 beliefen sich die Verkehrserträge in Graubünden auf insgesamt 260 Millionen Franken, letztes Jahr waren es noch knapp 230 Millionen Franken (188 Mio. Euro). "Damit eine Destination Schneesport anbieten kann, braucht es ein großes Volumen an Gästen, da sich sonst namentlich die Bergbahnen nicht rentabel betreiben lassen können", heißt es in der Situationsanalyse des Schweizer Seilbahnenverbandes.
Die Branche der Bergbahnen investiert seit Jahren kräftig. Auf den Winter 2013/14 waren es 400 Mio. Franken schweizweit, im Kanton Graubünden beliefen sich die Investitionen auf 100 Mio. Franken.
In der Regel wird Geld ausgegeben für die Optimierung von Anlagen, deren Komfort sowie für die Pistenbeschneiung. Die Ausnahme im Graubünden bildet die neue Skiverbindung zwischen den Destinationen Arosa und Lenzerheide, die neue Urdenbahn, die Mitte Jänner eröffnet wird.
Die Verbindung zweier bekannter Skiorte bedeutet Wachstum. 37 Mio. Franken kostet die Bahn, die das Urdental überquert, die neuen Zubringerbahnen inklusive. "Wir passen uns den europäischen Marktgegebenheiten an", sagt Christoph Suenderhauf, Verwaltungsratspräsident der Lenzerheide Bergbahnen.
Größe ist laut Suenderhauf ein entscheidendes Kriterium im Wettbewerb. Nur größere Bahnen können investieren und den Gästen auch bei wenig Schnee Wintersporterlebnisse bieten. Und nur größere und mithin finanzstärkere Bahnen können neue Gäste außerhalb der traditionellen Märkte Schweiz und Deutschland holen.
Das weiß auch der Chef der größten Bündner Bergbahn, der Laaxer Reto Gurtner, der ein mehrjähriges und millionenschweres Investitionsprogramm mit dem Namen "Revolution am Berg" am Laufen hat. Gurtner sieht die Urdenbahn nicht als neue Konkurrenz für sein Gebiet. "Wir haben ein anderes Produkt und sind konsequent auf die Freestyler ausgerichtet", sagt der Weisse-Arena-Chef.
Nicht mithalten mit den Branchenkönigen in Laax, Davos, Lenzerheide oder dem Oberengadin können die meisten mittleren und kleinen Bündner Bergbahnen. Mittlere Bahnen verdienen gerade genug Geld zum Überleben.
Kleine Bahnen kämpfen ums nackte Überleben, wie Silvio Schmid, Präsident des Verbandes Bergbahnen Graubünden, sagt. In San Bernardino kann der größte Teil der Anlagen diesen Winter wie schon im letzten erst gar nicht in Betrieb genommen werden.
Doch einfach abgestellt werden Bergbahnen selten oder erst bei sehr hohen Verlusten. Da an den Bergbahnunternehmen in kleineren Orten oft der ganze Tourismus hängt, schießen Gemeinden Geld ein und kaufen Aktien, um Pleiten zu verhindern. Große und bekannte Ferienorte in der Schweiz wären heute noch reine Almen ohne Bergbahnen, so Christoph Suenderhauf zur Bedeutung der Transportanlagen im Tourismus.