AKW-Bau

Siemens beendet Joint-Venture mit Areva

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Siemens steigt aus dem Atom-Geschäft mit der französischen Areva aus.

Siemens hat seine unglückliche Ehe mit dem französischen Atomkonzern Areva beendet. Der Münchner Industriekonzern habe seinen Anteil an dem deutschen Gemeinschaftsunternehmen Areva NP verkauft, berichtete die Tageszeitung "Die Welt" im Voraus aus ihrer Montagausgabe unter Berufung auf Sprecher beider Unternehmen. Siemens hatte seinen Rückzug aus dem in Erlangen ansässigen Kernkraftwerksbauer bereits angekündigt, stritt sich mit Areva aber noch über die Modalitäten.

1,62 Milliarden für Drittelanteil
"Wir sind da raus", sagte ein Siemens-Sprecher der Zeitung. Das Unternehmen habe den von einem Gutachter festgelegten Kaufpreis von 1,62 Mrd. Euro für den 34-prozentigen Anteil erhalten. Areva bestätigte dem Blatt, der Konzern besitze im Gegenzug nun 100 Prozent der Aktien an Areva NP.

Ehemalige Partner liegen weiter in Clinch

Allerdings liegen die ehemaligen Partner der Zeitung zufolge weiterhin im Clinch: Das Urteil eines Schiedsgerichts über den endgültigen Preis stehe noch immer aus. Demzufolge kann der Betrag nachträglich um bis zu 40 Prozent erhöht oder verringert werden. Auch die Frage, ob Siemens nach der Trennung den Franzosen acht Jahre lang keine Konkurrenz im Bereich der nuklearen Kraftwerkstechnik machen darf, sei noch nicht geklärt.  Von Siemens und Areva waren am Sonntag zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.

Siemens kooperiert nun mit russischer Rosatom

Die Münchner, die bei Areva NP nach eigener Einschätzung auf keinen grünen Zweig kamen, haben sich dem russischen Atomkonzern Rosatom als neuem Partner zugewandt. Siemens hatte jedoch zuletzt eine Antwort auf die Frage vermieden, ob die Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima die Atomstrategie des Konzerns infrage stellen könnte, und zur Begründung auf den laufenden Rechtsstreit mit Areva verwiesen.

Siemens-Vorstand äußert Skepsis an der Kernkraft

Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser äußerte sich nun im "Tagesspiegel" skeptisch zur Kernkraft. Die Japan-Katastrophe sei eine Zäsur. "Fukushima muss der Anlass für eine Bestandsaufnahme sein. Die Welt muss in sich gehen", sagte Kaeser der Zeitung. "Wie ist ein Restrisiko zu bewerten, das nach aller Wahrscheinlichkeit zwar nicht eintreten wird, aber wenn es doch eintritt, möglicherweise nicht beherrschbar ist?" Allerdings warnte Kaeser vor Hysterie. Es gehe um eine angemessene Antwort auf eine Menschheitsfrage, die global oder doch mindestens europäisch betrachtet werden müsse.

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