US-Ökonom: USA haben Pandemie nicht unter Kontrolle - Deswegen niedriger Konsum und mehr Arbeitslose - Keine bundesweite Regelung für bezahlten Krankenstand als Problem.
Alpbach. Die USA hätten in den vergangenen Monaten die Corona-Pandemie bisher nicht unter Kontrolle gebracht. Nun warnt Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz vor einer Corona-bedingten Abwärtsspirale der US-Volkswirtschaft. "Das hat eine eigene Dynamik", sagte Stiglitz am Samstag bei einer Online-Veranstaltung des Forum Alpbach. Wegen der Pandemie werde weniger konsumiert und es gebe mehr Arbeitslose.
Das 2,2 Billionen Dollar (1,85 Mrd. Euro) schwere US-Hilfspaket gegen die Coronakrise lief Ende Juli aus. Republikaner und Demokraten konnten sich bisher auf kein neues Paket einigen. Stiglitz erwartet, dass die US-Wirtschaft erst 2022 wieder das Niveau von Ende 2019 erreichen wird.
Stiglitz erhielt 2001 gemeinsam mit George A. Akerlof und Michael Spence den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften.
Ein weiteres Problem in der Corona-Pandemie ist laut dem Ökonomen, dass es in den USA keine bundesweite Regelung für bezahlten Krankenstand gibt. Viele Beschäftigten würden trotz einer Corona-Ansteckung oder potenziellen Symptomen arbeiten gehen. In der Coronakrise wurde in den USA dann ein bezahlter Krankenstand im Umfang von zehn Tagen für Covid-19-Erkrankte eingeführt. Große Unternehmen hätten aber bei den Republikanern für Ausnahmen beim Corona-bedingten bezahlten Krankenstand lobbyiert. "Das ist so kurzsichtig von den Unternehmen und den Republikanern", kritisierte Stiglitz.
Auch große US-Unternehmen hätten ihre Beschäftigten dazu aufgerufen, eine Covid-19-Erkrankung geheim zu halten, schrieb die "Bloomberg Businessweek" kürzlich. Amazon, McDonald's und Target wiesen die Anschuldigungen zurück.