Herbstlohnrunde

Streit um die 6. Urlaubswoche

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Gewerkschaften stellen Arbeitgebern Ultimatum bis Freitag.

Nach dem Abbruch der gerade beginnenden Kollektivvertragsverhandlungen für die Maschinen- und Metallwarenindustrie durch die Arbeitgeber stellten heute die Gewerkschaften ein Ultimatum: Sollte die Industrie nicht bis Freitag 9:00 Uhr ihre Zustimmung zur 1. Verhandlungsrunde am kommenden Montag geben, dann folgen am 7. Oktober Betriebsversammlungen.

Diese werden sich vorerst auf wenige Stunden beschränken, könnten aber ausgeweitet werden. Bereits heute, Dienstag, gibt es in der Wiener Stadthalle eine Betriebsrätekonferenz, zu der sich über 2.000 Arbeitnehmervertreter der Metallindustrie angemeldet haben sollen. Begrüßt werden sie mit dem Slogan "Unfassbar - Arbeitgeber verweigern Lohn- und Gehaltserhöhungen bis Bundesregierung Unternehmensforderungen erfüllt - Mit uns nicht!"

Vorher hatten sich die beiden Verhandlungsführer der Gewerkschaften, Rainer Wimmer und Rudolf Wagner, in einer Pressekonferenz Journalistenfragen gestellt. Ihr Unmut über die Arbeitgeber zu Beginn der Herbstlohnrunde war dabei unüberhörbar. "Die Arbeitgeber wissen nicht was sie tun (...) Die Sozialpartnerschaft wird mit Füßen getreten (...) Die Arbeitnehmer werden in Geiselhaft genommen", waren nur einige der Kritikpunkte. Traditionell gelten die Abschlüsse in der Metallindustrie als richtungsgebend für alle anderen Arbeitnehmer.

Vergangenen Donnerstag, bei der Forderungsübergabe der Gewerkschaften an den Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), hatte die Industrie gefordert, dass die Bundesregierung vor der ersten Verhandlungsrunde mit den Gewerkschaften klarstellt, ob die sechste Urlaubswoche nach 25 Jahren Arbeit für alle und andere Verbesserungen für die Arbeitnehmer kommen. Vorher werde nicht weiterverhandelt. Derzeit haben Beschäftigte nur dann einen Anspruch auf die sechste Urlaubswoche wenn sie 25 Jahre bei der gleichen Firma waren. Das trifft mittlerweile nur mehr auf jeden zehnten Arbeitnehmer zu.

Bei der Regierung hat sich FMMI-Obmann Christian Knill daraufhin ein Absage geholt. Knill wollte diese Woche noch einen Gesprächstermin bei Sozialminister Rudolf Hundstofer (SPÖ) und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Hundstorfer gab Knill ein Korb und im Büro von Mitterlehner wusste man nichts von einem Termin diese Woche. "Kollektivverträge sind Sache der Sozialpartner", richtete Hundstorfer Knill aus.

Laut Rainer Wimmer, Chef der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge und Industriesprecher der SPÖ, hatte es am 23. September ein hochrangig besetztes Treffen der Arbeitgebervertreter gegeben. Wimmer vermutet, dass hier eine Art Masterplan gegen die Gewerkschaften geschmiedet wurde. Wer an dem Treffen teilgenommen hat, wollte Wimmer nicht konkretisieren, es sollen aber Spitzenvertreter der Wirtschaftskammer anwesend gewesen sein.

Neben dem FMMI verhandeln die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA noch mit fünf weiteren Metallerverbänden. Auch mit diesen gibt es bereits einen Terminplan für die erste Verhandlungsrunde, ob dieser eingehalten werden könne, sei noch offen. Er habe von den anderen Verbänden noch nichts gehört, so Wimmer.

Die sechste Urlaubswoche schafft derzeit rund jeder zehnte Arbeitnehmer. 351.000 unselbstständig Erwerbstätige wiesen 2014 eine Betriebszugehörigkeit von 25 oder mehr Jahren auf. Das sind 9,8 Prozent der insgesamt 3,57 Millionen unselbstständig Beschäftigten, geht aus einer Sonderauswertung der Statistik Austria auf Anfrage hervor.

Zahl rückläufig
Seit 2010 ist die Zahl jener, die aufgrund ihrer langen Betriebszugehörigkeit Anspruch auf die sechste Urlaubswoche haben, rückläufig. Vor fünf Jahren arbeiteten noch 362.700 Menschen 25 Jahre oder länger in einem Betrieb. Auch der Anteil an allen unselbstständig Erwerbstätigen war damals mit 10,5 Prozent noch höher. Seitdem ist er sukzessive gesunken, auf 10,3 Prozent 2011, dann auf 10,0 2012 und 9,9 Prozent 2013.

Dabei würde die demografische Entwicklung - Stichwort Überalterung der Gesellschaft - erwarten lassen, dass anteilsmäßig auch immer mehr Arbeitnehmer in den Genuss der sechsten Urlaubswoche kommen. Im langjährigen Vergleich zeigt sich aber, dass der Anteil der Arbeitnehmer, die 25 oder mehr Jahre für einen Betrieb arbeiten, um die 10-Prozent-Marke pendelt.

 

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