Im Dezember steigen die Kategoriemieten bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. In sieben Monaten wurde der Mietzins insgesamt um 17,5 Prozent angehoben. Im Schnitt zahlen Mieter heuer 450 Euro mehr als im Vorjahr, in Einzelfällen bis zu 1.300 Euro mehr!
Die Inflationsanpassung kommt die Mieterinnen und Mieter in Österreich teuer zu stehen. So teuer, dass sich viele das Wohnen schlicht nicht mehr leisten können, warnen Arbeiterkammer (AK) und Mietervereinigung.
Erhöhung im Dezember
Bei den Kategoriemieten kommt es zu einer Erhöhung, wenn die Inflation die Fünf-Prozent-Schwelle übersteigt. Im April gingen diese Mieten um rund fünf Prozent in die Höhe, im Juni abermals etwa um fünf Prozent und jetzt im Dezember steht die dritte Teuerung für bestehende Verträge (um 5,6 Prozent) an.
Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien bringt ein Beispiel: „Die Kategorie-A-Beträge stiegen österreichweit von 3,60 auf 4,23 Euro, das ist ein Plus von 17,5 Prozent. Für einen 70-Quadratmeter-Haushalt sind das Mehrkosten von saftigen rund 580 Euro im Jahr.“
1,8 Millionen Mieter betroffen
Auch bei den Richtwertmieten und bei frei vereinbaren Mietverträgen habe es 2022 teils saftige Erhöhungen geben. Insgesamt seien 1,8 Millionen Mieterinnen und Mieter von teils extremen Erhöhungen betroffen, die Hälfte davon lebe in Wien.
Die sogenannte ‚Wertsicherung‘ in Mietverträgen, die wir von der Mietervereinigung prüfen, ist de facto Standard“, sagt Hanel-Torsch. „Die Schwellenwerte liegen überwiegend bei drei und fünf Prozent. Demnach haben die Haushalte mit freien privaten Mietverträgen heuer zwei bis drei Erhöhungen.“
Ein Beispiel: Bei einem Vertrag mit einer „Wertsicherung“ einer drei-Prozent-Schwelle gab es heuer bereits drei Erhöhungen (Februar, Mai und September). Konkret: In dieser 70 Quadratmeter Wohnung zahlt ein Haushalt auf ein Jahr gerechnet über 1.200 Euro mehr.
Ebenfalls rund 100 Euro mehr pro Monat muss Frau K. für ihre 53-Quadratmeter-Altbauwohnung in Wien aufbringen: In Ihrem Mietvertrag gibt es keinen Schwellenwert, die sogenannte „Wertanpassung“ erfolgt jährlich. Bis Juli 2021 zahlte die Pensionistin 784 Euro Miete, seit Juli dieses Jahres werden 883 Euro fällig – das ist ein Plus von mehr als zwölf Prozent, die gestiegenen Betriebs- und Energiekosten noch gar nicht eingerechnet.
400 Millionen Euro mehr für Miete
AK Wohnpolitikexperte Lukas Tockner rechnet vor: „Alle indexbasierten Mieterhöhungen belasten die betroffenen Mieterinnen und Mieter insgesamt mit etwa 400 Millionen Euro. Davon entfällt mit rund 350 Millionen Euro der Löwenanteil auf das private Segment.“
„Durchschnittlich zahlen Miethaushalte heuer um 450 Euro mehr im Jahr, einzelne Mietwohnungen werden sogar um bis zu 1.300 Euro im Jahr teurer – und da sind die teuren Gas-, Strom-, Fernwärmepreise und andere Fixkosten noch nicht dabei. Und 2023 werden die Mieterhöhungen teils noch saftiger ausfallen. Die Mieter werden abgezockt, auf der anderen Seite machen die Immobilienfirmen seit Jahren Sondergewinne und bekommen heuer aufgrund der hohen Inflation noch mehr drauf", sagt Thomas Ritt, Leiter der AK Abteilung Kommunal und Wohnen.
Satte Gewinne der Immo-Branche
Demgegenüber sprudeln die Gewinne der Immobilienbranche, zeigen Berechnungen der AK. Die Mieteinnahmen wachsen viel stärker als die Wirtschaft insgesamt." Während das (nominelle) Bruttoinlandsprodukt zwischen 2008 und 2021 um 37 Prozent stieg, haben sich die Mieteinnahmen mehr als verdoppelt, ein Plus von 105 Prozent, mit den heurigen Erhöhungen werden es sogar 123 Prozent“, so Tockner. Die Mieteinnahmen in konkreten Zahlen: 2008: 1,99 Milliarden Euro; 2021: 4,09 Milliarden Euro.
Mietpreisbremse gefordert
"Wohnen gehört reguliert und muss leistbar sein", so Ritt. AK und Mietervereinigung fordern deshalb eine Mietpreisbremse, bei der die Mieten nicht öfter als einmal im Jahr und um maximal 2 Prozent erhöht werden sollen.