Der australische Fonds IFM, der bisher schon knapp unter 40 Prozent am Flughafen Wien hielt, hat durch Zukäufe am Markt seine Beteiligung auf über 40 Prozent aufgestockt und muss daher ein Pflichtangebot für alle Aktien legen.
Der Zukauf sei aber lediglich als Vertrauensbeweis in den Flughafen zu sehen und nicht als Übernahmeversuch, so Werner Kerschl, Executive Director von IFM Investors.
Vertrauen ins Unternehmen
"Es geht nicht darum, eine Mehrheit zu erzielen", so Kerschl: "Wir haben in den mehr als sieben Jahren als Aktionär den Flughafen Wien als gut geführtes Unternehmen zu schätzen gelernt. Daher haben wir uns entschlossen, zusätzliche Aktien zu erwerben und können allen verkaufenden Aktionären einen attraktiven Preis für ihre Anteile anbieten."
Das Angebot sei für den Streubesitz gedacht, der derzeit etwa 10 Prozent der Aktien umfasst. "Am Flughafen ändert sich nichts, wir unterstützen strategisch den Vorstand", so Kerschl. "Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds in der Luftfahrtbranche sind wir von den starken Fundamentaldaten des Flughafen Wien und von Österreich als attraktivem Investitionsstandort überzeugt." Zugleich verwies Kerschl darauf, dass es sich um ein attraktives Angebot handle. IFM halte derzeit "ein paar Aktien über 40 Prozent".
NÖ und Wien verkaufen nicht
Bisher hielten die Stadt Wien und das Land Niederösterreich je 20 Prozent am Flughafen, die Mitarbeiterstiftung weitere 10 Prozent und der IFM 39,9 Prozent. 10,1 Prozent waren im Streubesitz. Kerschl geht nicht davon aus, dass die Länder oder die Mitarbeiterstiftung Anteile verkaufen wollen. Alle drei seien als langfristige Investoren zu sehen. Gespräch mit ihnen gebe es "im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten".
Am Montag bekräftigten sowohl das Land Niederösterreich als auch die Stadt Wien, die über einen Syndikatsvertrag aneinander gebunden sind, dass sie nicht beabsichtigen, Anteile am Flughafen Wien abzugeben. Die Mitarbeiterstiftung wiederum darf gar nicht verkaufen, die Aktien sind gebunden.
Der Flughafen-Vorstand wollte sich zu dem Pflichtangebot vorerst nicht äußern. Der Vorstand werde, wie im Übernahmegesetz vorgesehen, ein Gutachten erstellen und innerhalb der vorgegebenen Fristen eine Stellungnahme abgeben
33 Euro je Aktie
IFM bietet 33,00 Euro je Aktie, das entspricht einer Prämie von 25,5 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des letzten Handelstages vor dieser Ankündigung (10. Juni 2022) und einer Prämie von 21,3 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittspreis (VWAP) der letzten sechs Monate vor der Ankündigung, teilte IFM mit.
Kurs springt um 24 Prozent rauf
Der Kurs der Flughafen-Wien-Aktie sprang nach der Ankündigung um 24 Prozent auf 32,60 Euro. Noch muss die Übernahmekommission das Pflichtangebot genehmigen, damit es wirksam wird.
Der australische IFM Global Infrastructure Fund (IFM GIF) war Ende 2014 über seine Tochter IFM Airports Group Europe beim Flughafen Wien mit zunächst 29,9 Prozent der Aktien eingestiegen und hatte im April 2016 auf 38,16 Prozent aufgestockt und ging danach bis zur Grenze von 39,9 Prozent, ab der ein Pflichtangebot für alle Anteile nötig ist.