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Bosch Österreich wächst trotz Lieferkettenproblemen

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Bosch Österreich hat 2021 ein starkes Wachstum hingelegt und beim Umsatz mit 1,4 Mrd. Euro wieder das Niveau vor der Coronapandemie übertroffen.

150 Mio. Euro flossen in Forschung und Entwicklung, 18 Mio. Euro wurden außerdem investiert. Innerhalb des Konzerns würden viele zukunftsträchtige Projekte, etwa zur Elektrifizierung und zur Wasserstoffwirtschaft nach Österreich vergeben. Das zeige die Wertschätzung für Bosch Österreich, sagt Österreich-Chef Helmut Weinwurm.

Auch heuer hat sich das Geschäft in den ersten vier Monaten gut angelassen, die Forschungsausgaben werden in der gleichen Größenordnung weiter gehen. Bosch hatte Ende 2021 weniger Mitarbeiter als vor der Krise, aber nur weil frei werdende Stellen nicht rasch genug nachbesetzt werden konnten, sagte Weinwurm. Inzwischen habe Bosch schon wieder aufgestockt und es würden weitere 250 Softwarespezialisten in Wien und 35 neue Mitarbeiter in Linz gesucht. Der Großteil werde in Österreich gefunden, Bosch suche aber auch international nach Verstärkung.

Dabei kommt Bosch, wie praktisch alle Anbieter, in einigen Bereichen mit der Nachfrage nicht nach, etwa bei Wärmepumpen. "Wir schaffen es nicht, die enorme Nachfrage zu bedienen" räumt Weinwurm ein. Für einzelne Geräte gebe es Lieferzeiten von acht Monaten. Allerdings, könnte Bosch schneller liefern, "dann würde die Installateure die Nachfrage nicht verbauen können", gibt er zu bedenken. Denn die Nachfrage nach Wärmepumpen habe sich in den letzten drei Monaten verdreifacht. Das sei in anderen europäischen Ländern ähnlich. Weinwurm geht davon aus, dass die Probleme mit den Zulieferern noch zwei Jahre dauern werden - und dann werde ein Rückstau abzuarbeiten sein. "Wir werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren sehr viel zu tun haben im Bereich Wärmepumpe."

Lieferprobleme gebe es aber auch in anderen Bereichen, etwa bei Haushaltsgeräten. Für einzelne spezielle Geräte könne es schon vier Monate Wartezeit geben. Meist hänge das an den Computerchips, aber auch andere Teile wie Lüfter, Pumpen oder Halbleiter fehlten immer wieder. Um Lieferengpässen entgegenzuwirken und der Umwelt zuliebe hat Bosch für Waschmaschinen ein europaweites Pilotprojekt gestartet und bietet runderneuerte ("refurbished") Maschinen mit zwei Jahren Herstellergarantie an. Je nach Alter und Baureihe liegen die Preise dafür bis zu 60 Prozent unter dem Preis eines vergleichbaren Neugeräts. Sollte es sich bewähren, erwägt Bosch eine Ausweitung auf andere Gerätekategorien.

Auch die Inflation stellt ein Risiko für das Geschäft dar. "Wenn es so weitergeht, werden wir das in der Nachfrage spüren", warnt Weinwurm davor, dass Menschen womöglich bald zu wenig Geld für die Anschaffung neuer Geräte haben könnten. Schon jetzt sehe Bosch beispielsweise, dass Reparaturen an alten Heizungen zunehmen, wo früher Geräte getauscht worden wären. Bosch gebe soweit notwendig Preiserhöhungen laufend weiter, einen Rückstau, der später im Jahr zu einem starken Preisanstieg führen würde, gebe es nicht. Aber Weinwurm rechnet auch nicht damit, dass die Inflation im zweiten Halbjahr zurückgeht.

Weinwurm verweist darauf, dass Bosch in Österreich nicht nur für elektrische Antriebe - mit Batterie- wie auch mit Brennstoffzellen - forscht. Es werde, gerade in Österreich, auch in "effiziente Verbrenner" investiert, "die so gut sind, dass sie das Klima und die Umwelt schützen". Diese würden wohl mit alternativen Treibstoffen noch eine Weile während des Umbaus der Wirtschaft benötigt. Außerdem sei nur in Europa der Druck so stark, schnell aus dem Verbrennungsmotor auszusteigen, in anderen Weltregionen würden diese noch länger im Einsatz bleiben. Außerdem werde es noch andere Ansätze geben für Verbrennungsmotoren. Die Politik habe keine Alternative als alles daran zu setzen, grünen Strom und Wasserstoff verfügbar zu machen.
 

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