CEE-Börsen unter gemeinsamer Holding

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Die Wiener Börse und ihre Ost-Töchter in Laibach, Prag und Budapest sind nun gleichrangig der gemeinsamen Holding CEESEG AG (CEE Stock Exchange Group) unterstellt. Die CEESEG ist die größte Börsengruppe Zentral- und Osteuropas.

Ihre vier Töchter sind für 46,9 % der Marktkapitalisierung und für 63,8 % der Aktienumsätze in der Region verantwortlich, sagten die Vorstände der Wiener Börse, Michael Buhl und Heinrich Schaller, die auch die Geschicke der neuen Holding leiten, am 21. Jänner. Die CEESEG ist gewillt, bei weiteren Ost-Börsen einzusteigen, konkrete Gespräche gibt es aber derzeit nicht. Am Marktplatz Wien erwarten Buhl und Schaller heuer "durchaus" Börsengänge.

Ziel der neuen Holding sind Schaffung von mehr internationaler Aufmerksamkeit und die Steigerung des Volumens. An den vier Börsen wurden bereits der internationale Datenvertrieb und der internationale Indexlizenzverkauf gebündelt. Ab sofort soll es auch gemeinsame Roadshows geben. Mitte 2010 soll dann Laibach an das internationale Handelssystem XETRA angeschlossen werden, Prag und Budapest sollen 2011 folgen.

CEESEG "ausbau- und aufnahmefähig"

Aus der Sicht von Buhl ist die CEESEG "durchaus ausbau- und aufnahmefähig", momentan gebe es aber "keine Gespräche mit irgendjemanden" - auch nicht mit der polnischen Regierung. Diese will die Warschauer Börse GPW - der zweitgrößte Player in CEE - im vierten Quartal 2010 privatisieren, hat die Wiener Börse, die mehrfach Interesse angemeldet hatte, aber als Investorin ausgeschlossen.

Die CEESEG strebe prinzipiell Mehrheitsbeteiligungen an, so ihre Chefs. An das Hereinholen neuer Eigentümer denken Schaller und Buhl derzeit nicht. An der Wiener Börse wie an der CEESEG halten österreichische Banken laut Schaller rund 52,5 %, 47,5 % österreichische Emittenten, die in Wien gelistet sind. Der Aufsichtsrat ist ebenfalls ident. In der Holding wird zusätzlich ein Beirat installiert, in dem die CEOs der vier operativen Töchter sitzen.

An den CEESEG-Börsen sind derzeit insgesamt 264 Unternehmen gelistet. Mehr als 170 Banken und Broker handeln an den vier Marktplätzen und 152 Vendoren sorgen für die Veröffentlichung ihrer Daten. Die größten internationalen institutionellen Investoren in der Gruppe kommen aus den USA (24,4 Prozent) und Großbritannien (13,2 %).

Auf nationale Investoren entfallen 26,03 %. Der Gruppenindex CEESEG ist 2009 um 37,8 % gestiegen, der CEETX, der die 25 größten Unternehmen umfasst, die in Wien, Laibach, Prag und Budapest notieren, um 39,9 %. Per Dezember 2009 betrug die Marktkapitalisierung der vier Börsen zusammen 140,1 Mrd. Euro, der Großteil (79,5 Mrd.) entfiel auf Wien. Die durchschnittlichen Monatsumsätze machten im Dezember 12,2 Mrd. Euro aus, 6,1 Mrd. davon wurden in Wien gehandelt.

Börse buhlt um mittlere Unternehmen

Am Handelsplatz Wien gab es in den vergangenen zwei Jahren keine neuen Börsengänge (Initial Public Offerings, IPOs). Bei mittleren Unternehmen sei aber eine Reihe an einem IPO interessiert, sagte Buhl vor Journalisten. Die Börse setze daher vermehrt auf individuelle Beratung und will den mid market, das Segment für Firmen mit geringerem Kapitalberdarf, stärker positionieren.

"In Österreich hat sich bisher niemand aus der Deckung getraut", meinte Buhl. Dabei wären Umfeld und Zeitpunkt momentan "nicht schlecht". Jener, der jetzt das Eis bricht, bekomme zudem größere Aufmerksamkeit. Insgesamt blicken Buhl und sein Vorstandskollege Heinrich Schaller vorsichtig optimistisch in das Jahr 2010.

2009 sind die Handelsumsätze in Wien um nahezu die Hälfte eingebrochen. Bei den Orders sei der Rückgang wesentlich geringer gewesen, sagte Schaller. Aufgrund des eisigen Klimas wurde 2009 zum Rekordjahr bei Corporate Bonds. Das Emissionsvolumen betrug 5,2 Mrd. Euro nach 752 Mio. Euro 2008 und 4,3 Mrd. Euro 2007. "Dieser Trend wird sich heuer sicher fortsetzen", glaubt Buhl. Als Indiz dafür wertet er die mindestens 150 Mio. Euro schwere Unternehmensanleihe von Novomatic, deren Zeichnungsfrist am 20. Jänner abgelaufen ist.

Mehr internationale Handelsteilnehmer

Heuer möchte die Wiener Börse mehr (internationale) Handelsteilnehmer gewinnen. Derzeit sind 90 Mitglieder, davon 49 internationale Banken, zum Handel am Wiener Parkett zugelassen. Letztere sind bereits für zwei Drittel der Aktienumsätze verantwortlich. Im Vorjahr waren sieben neue Handelsmitglieder hinzugekommen.

Ende des ersten Quartals 2010 soll außerdem der Terminmarkt der Wiener Börse auf Eurex, das Handelssystem der Deutschen Börse, umgestellt werden. Im ersten Halbjahr soll auch für die im Dezember gestartete CEGH Gasexchange der Wiener Börse ein Terminmarkt eingeführt werden. Damit sollen die Umsätze an der Gasbörse "deutlich" gesteigert werden.

Auch die Prager Börse hofft für dieses Jahr auf neue Notierungen. Laut Vorstand Petr Koblic gibt es fünf Interessenten. Darüber hinaus haben bereits drei Firmen, darunter die Bank CSOB und die Wettfirma Fortuna, einen Gang an die Börse angekündigt. Bei der KIT Digital wird es Ende Jänner 2010 so weit sein. Für 2010 rechnet Koblic mit einem IPO-Volumen von 5,8 Mrd. Euro, 2009 hatte sich niemand an die Börse gewagt (kein IPO). Die neue Börsenholding CEESEG will nicht selbst nicht an die Börse, hieß es heute erneut. Auch für deren Töchter sei derartiges nicht geplant.

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