Finanzmärkte schenken Griechenland Vertrauen

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Griechenland hat mit seiner ersten Platzierung von Staatsanleihen den Vertrauenstest an den Märkten bestanden. Die Nachfrage nach den Papieren mit fünfjähriger Laufzeit war mehr als dreimal so hoch wie das Angebot. Insgesamt gingen Gebote im Volumen von mehr als 20 Mrd. Euro ein.

"Die Ängste vor einem Käuferstreik waren übertrieben", sagte Commerzbank-Rentenstratege David Schnautz am 25. Jänner. Für Entwarnung sei es aber zu früh. "Der Markt wird genau beobachten, ob die griechische Regierung tiefgreifende und glaubwürdige Reformen anstößt und diese auch von der Bevölkerung mitgetragen werden."

Die neue sozialistische Regierung hat ein ambitioniertes Sparprogramm aufgelegt, um das Haushaltsdefizit von 12,7 % schrittweise unter die Grenze von drei Prozent zu drücken. Allerdings wird befürchtet, dass sie damit auf heftigen Widerstand bei der Bevölkerung trifft. Erste Anzeichen dafür zeigten sich bereits am Montag: So demonstrierten hunderte Landwirte in Athen für höhere Subventionen und Preise, nachdem sie zuvor schon mehrere Tage lang Straßen und die Grenzübergänge nach Bulgarien blockiert hatten. "Sie trinken unser Blut, Landwirte schlagen zurück" skandierten die Demonstranten auf dem Weg durch die Innenstadt Athens.

Großer Druck auf Griechenland

Die Finanznot Griechenlands rief auch die Europäische Kommission und die EZB auf den Plan. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny sagte in einem Interview der "Financial Times", die Euro-Zone übe derzeit großen Druck auf Griechenland aus, den Haushalt zu konsolidieren. Zugleich sollten die Probleme Griechenlands aber auch nicht übertrieben werden.

Die Euro-Zone selbst ist trotz der großen Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit einzelner Mitgliedsstaaten nach Einschätzung der EU-Kommission nicht in Gefahr. Der "Spiegel" hatte aus einem Kommissionspapier zitiert, wonach die hohen Defizite einzelner Länder das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung und den Zusammenhalt der Euro-Zone gefährden könnten. Das spiegle nicht die Analyse der Kommission wider, sagte die Sprecherin von EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia.

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou bemühte sich, eine Debatte über ein Austreten Griechenlands aus der Euro-Zone im Keim zu ersticken. "Spekulationen über einen Austritt aus der Währungsunion sind abstrus. Ich schließe kategorisch aus, dass Griechenland die Euro-Zone verlassen wird", sagte er der Zeitung "Die Welt". Aus Bankenkreisen hieß es, die Gerüchte über ein Zerbrechen der Euro-Zone kämen vor allem aus dem angelsächsischen Raum - wo die europäische Gemeinschaftswährung ohnehin nicht gut gelitten sei.

Vorschusslorbeeren für Athen

Die griechische Regierung erhalte Vorschusslorbeeren von den Finanzmärkten, sagte LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch zu der hohen Nachfrage nach der fünfjährigen Anleihe. "Jetzt ist Griechenland am Zug." Die Investoren müssten sich wohl auf kräftige Kursschwankungen einstellen, sagte UniCredit-Experte Kornelius Purps. Für die Unsicherheit lassen sie sich mit kräftigen Renditeaufschlägen bezahlen. Die Anleihe werde vermutlich einen Aufpreis von 3,5 Prozentpunkten haben, sagte ein Vertreter des Finanzministeriums. Am 25. Jänner lag die Rendite fünfjähriger griechischer Staatsanleihen um 3,6 Prozentpunkte höher als die vergleichbarer deutscher Papiere.

Der gesamte Finanzbedarf Griechenlands liegt in diesem Jahr bei 53 Mrd. Euro. Der Zinsaufschlag für die neue Anleihe sei beträchtlich, sagte Purps. Angesichts der hohen Schulden fielen die Zinszahlungen aber kaum ins Gewicht. "Die Hoffnung ist, dass ein Erfolg dieser Anleihe die Angst aus dem Markt nimmt", sagte er. Die nächste Emission könnte dann günstiger zu haben sein.

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