Gazprom will ab 2015 Gas nach China liefern

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Der russische Gasmonopolist Gazprom will sich in China einen riesigen neuen Markt erschließen. "Wir sind in Verhandlungen mit den chinesischen Kollegen", sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew.

Die Verträge könnten Mitte kommenden Jahres abgeschlossen werden. "Ab 2015 könnte es die ersten Lieferungen in den Westen des Landes geben." Gazprom wolle jährlich etwa 60 Mrd. Kubikmeter Gas nach China liefern. Nach Europa transportiert der Konzern im Schnitt 150 Mrd. Kubikmeter jährlich.

Auf die Preise für europäische Kunden, zu denen auch die Energiekonzerne E.ON und RWE sowie die BASF-Tochter Wintershall gehören, werde ein Abschluss mit China keinen Einfluss haben, sagte der Gazprom-Manager. "Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen der Versorgung von China und der Preissituation in Europa." Die Preise in Europa seien an einem Korb von Ölprodukten gebunden. "Wir haben genügend Gas, um China und Europa zu versorgen."

Nachfrage in China steigt rasch

Analysten rechnen damit, dass in China die Gasnachfrage in den kommenden Jahren rasant zunehmen wird. Nicht nur die Bevölkerungszahl, sondern auch die chinesische Wirtschaft wächst seit Jahren kräftig - 2009 legte die Wirtschaft um knapp neun Prozent zu. China könnte zudem mit Erdgas auch Kraftwerke befeuern und damit umweltfreundlicher als mit Kohle seinen Strombedarf decken. Erst kürzlich hatte die Führung in Peking einen Liefervertrag mit Turkmenistan abgeschlossen. Über eine Pipeline soll ab 2012/13 jährlich rund 40 Mrd. Kubikmeter Gas strömen.

In Europa war wegen der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr die Gasnachfrage eingebrochen. In Deutschland ging der Gasverbrauch nach Schätzungen des deutschen Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) um rund sechs Prozent zurück. Auf den hiesigen Gasmärkten herrscht daher im Moment ein Überangebot. Konzerne wie E.ON sind daher mit Gazprom über Verschiebungen von Lieferungen und über die Höhe von Anzahlungen im Gespräch. Grundsätzlich herrsche Einigkeit mit den Kunden, die Verhandlungen liefen aber noch, sagte Medwedew.

Schwierigkeiten bei der Versorgung Europas über den Transit durch die Ukraine erwarte er derzeit nicht. Die Ukraine zahle für russisches Gas seit Anfang des Jahres europäische Preise an Gazprom und der Konzern zahle europäische Preise für die Nutzung der ukrainischen Leitungen. "Wir erwarten, dass die Vertragsbedingungen eingehalten werden." Im Januar 2009 und auch Anfang 2006 hatten sich die Staaten über die Preise zerstritten. In der Folge kam es zu zeitweisen Lieferausfällen nach Europa.

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